Unser Schatz des Monats: Der Große Adjutant

Unser Schatz des Monats ist nun ein Teil der ornithologischen Sammlung am Museum der Natur Hamburg. © LIB, F. Steinkröger

 

Ein großer Vogel, der für unsere Präparatoren und Vogelexperten zu einer großen Überraschung wurde. Der Große Adjutant ist in diesem Monat unser Schatz, den wir aus unseren wissenschaftlichen Sammlungen vorstellen. Dass es sich um diesen seltenen Vogel handelt, war nicht von Beginn an klar…

Die Präparate kommen auf ganz unterschiedlichen Wegen in unsere wissenschaftlichen Sammlungen: Tiere wie Spinnen, Insekten oder Frösche werden in der Regel von Forschenden im Feld gefangen, während Säugetiere eher als Totfund oder bereits präpariert bei uns im Museum abgegeben werden. Diese kommen etwa von privaten Personen, andere Museen oder, wie im Falle des großen Vogels, von einer Hamburger Schule.

Marabu-Storch ist nicht gleich Marabu-Storch – zwar sind alle Vögel dieser Gattung sehr auffällig groß, dennoch unterscheidet sich beispielsweise die Farbe in ihren Gefiedern und ihrem Verbreitungsgebiet. Als das Präparat bei uns ankam, dachten unsere Expertinnen und Experten zunächst, dass es sich eine afrikanische Art eines Marabus (Leptoptilos crumeniferus) handelt. Matthias Preuß bekam den Auftrag das Präparat zu restaurieren: „Es kommt häufig vor, da sehr alte Objekte oft verunreinigt oder beschädigt sind“, sagt der Leiter der Präparation des Museums der Natur Hamburg.

Der Marabu besitzt ganz weiße Unterschwanzfedern, die bei diesem Vogel grau waren: „Es war für mich nicht erklärbar und ich begann zu recherchieren. Dabei fiel mir auf, dass auch die Flügeldecken nicht zum Marabu, sondern zum Großen Adjutanten passten“. Auch Vogelexperte Dr. Nicholas Friedman, Leiter der Sektion Ornithologie am Museum der Natur Hamburg, wurde zu Rate gezogen und bestätigte dabei die Vermutung von Matthias Preuß, dass es sich um eine sehr viel seltenere Art handelte, als angenommen: Einen Großen Adjutanten. Daraufhin begann eine aufwändige Restaurierung des Präparats. Die falsch gefärbten Augen wurden ausgetauscht, fehlende Luftsäcke im Nacken nachmodelliert und die Haut nachkoloriert.

Mittlerweile gibt es Schätzungen zufolge, nur noch etwa 1.000 Große Adjutanten in freier Wildbahn in Südasien. Der Mensch ist einmal mehr dafür der Grund, warum die Art von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als bedroht gilt: Zerstörung von Brut- und Futtergebieten durch Trockenlegung von Feuchtgebieten, Einsatz von Pestiziden sowie Bejagung und das Sammeln von Eiern führten zu einem rapiden Schrumpfen der Population.

„Alle Anerkennung dafür gebührt Matthias, der zuerst den Vogel gewaschen und dann den Unterschied zwischen dem Exemplar und dem, wie es aussehen sollte, bemerkt hat. Dies ist ein sehr besonderer und seltener Vogel, und ich hoffe, dass wir ihn den Besuchern bald einmal zeigen können“, fasst Friedman seine Entdeckung zusammen. Der etwa anderthalb Meter große Vogel ergänzt die Marabu-Sammlung im Museum der Natur Hamburg. Diese zählt nun insgesamt 17 Exemplare von Leptoptilos, 14 von ihnen sind Marabu-Storche.

 

So wurde der Schatz gesäubert:

Hier sehen wir unseren Schatz, bevor unsere Präparatoren richtig losgelegten. © LIB, M. Preuß
Die Beschädigungen werden für die spätere Restaurierung erfasst. Sie müssen repariert und die verblasste Haut nachgefärbt werden. © LIB, M. Preuß
Der völlig verstaubte Vogel musste komplett gewaschen werden. © LIB, M. Preuß
Nach der Säuberung mit einem wässrigen Reinigungsmittel muss es schnell gehen, damit die Haut nicht aufweicht: Sofort wird der Vogel mit Tüchern getrocknet… © LIB, M. Preuß
…bevor er wie eine Fledermaus kopfüber hängt und mit Trocknungspulver vollständig getrocknet wird. Nach dieser Behandlung blieb der erhoffte Erfolg aus: Die für den Marabu typischen weißen Unterschwanzfedern blieben grau. Daraufhin begann die Nachforschung. © LIB, M. Preuß

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