Sie hat gerade frisch die Leitung Kommunikation und Presse am Museum Koenig Bonn übernommen und war vorher als Wissenschaftsjournalistin und Filmemacherin erfolgreich für den WDR, das ZDF und andere Sender unterwegs. Recherchen zum internationalen Naturschutz haben sie in zahlreiche Länder geführt. Hier am LIB möchte Alexandra Hostert die Menschen von der Natur begeistern und zeigen, wie gesellschaftlich relevant unsere Forschung ist. Wenn sie nicht auf Berge kraxelt, geht sie gerne auf Konzerte oder genießt die Nähe zur Bonner Lebensader: dem Rhein.
Was bedeutet Natur für Dich persönlich? Was ist Dein Lieblingsort in der Natur?
Ich klettere sehr gerne Berge hoch. Vor allem, wenn es dabei auch etwas anstrengender wird und ich am Gipfel für die Kletterei mit einem tollen Ausblick belohnt werde. Das mag ich nicht nur, weil es mit Bewegung zu tun hat, sondern weil ich diesen Rundumblick auf die Natur sehr liebe. Mich fasziniert nicht ein bestimmter, einzelner Organismus, sondern mich begeistert das Große und Ganze, das Panorama und wie am Ende alles zusammenhängt.
Gibt es denn einen bestimmten Ort in der Umgebung von Bonn, der Dich fasziniert?
Ich lebe schon eine ganze Weile in Bonn. Ich bin nach meinem Vordiplom hergekommen, um mich im Hauptstudium auf Botanik und Artenvielfalt zu konzentrieren und dann geblieben. Wenn man in der Freizeit Natur erleben will, ist die hier in der Stadt natürlich schwer zu finden. Allerdings gibt es Orte in der Umgebung, wie im Siebengebirge, die ich gerne besuche. Auch wenn es am Wochenende überlaufen sein kann und ich schon sehr oft dort war, finde ich es immer wieder schön dort zu wandern. Und – ich weiß gar nicht genau warum – ich liebe sehr den Rhein! Gerade nach Feierabend radle ich hier gerne entlang, weil es den Kopf aufräumt.
Wie können wir die Wichtigkeit von Biodiversität erklären?
Das kann auf mehreren Ebenen funktionieren. Für viele Menschen gelingt der Zugang zum Thema Natur erstmal über eine emotionale Ebene. Deshalb finde ich es wichtig, die Menschen für die Vielfalt zu begeistern und sie für das Thema zu öffnen. Dann gelingt es auch besser, sie darauf aufmerksam zu machen, welchen Wert die Natur auf ganz unterschiedlichen Ebenen für uns hat, wie die Arten im Ökosystem zusammenhängen oder was unser eigener Einfluss auf die Natur ist.
Welche Berührungspunkte mit dem Thema Biodiversität hattest Du zu Deiner Zeit als Journalistin?
Biodiversität war immer eines meiner Hauptthemen. Ich habe über 20 Jahre als Journalistin gearbeitet. In dieser Zeit habe ich für verschiedene Sender hauptsächlich über Umweltthemen berichtet und lange in der Wissenschaftsredaktion des WDR gearbeitet. Zum Beispiel habe ich Einordnungen zu Umweltfragen geschrieben oder über aktuelle Forschung zur Biodiversität berichtet. In Fernsehdokumentationen habe ich konstruktiv erzählt, wie mehr Nachhaltigkeit möglich ist und unterhaltsame Audio-Reportagen für Kinder produziert. In den letzten Jahren habe ich Umweltthemen dann vor allem in digitalen Medien umgesetzt. Diese Vielfalt – auch in der Berichterstattung – war mir immer wichtig, denn ich möchte viele unterschiedliche Menschen mit Naturthemen erreichen.
Ist Dir schon im LIB ein besonders wichtiges Thema begegnet, das Du in Zukunft stärker beleuchten möchtest?
Ich finde es wichtig zu zeigen, wie faszinierend die Artenvielfalt direkt vor unserer Haustür ist und welche Pflanzen und Tiere wir hier entdecken können. Dennoch ist der Schutz der Natur und damit auch der Biodiversität ein Anliegen, das wir global angehen müssen – vor allem, wenn wir in die Zukunft schauen. Vieles in der Biodiversitätsforschung und im Naturschutz wird nur dann gelingen, wenn wir international gut zusammenarbeiten. Das konnte ich bei zahlreichen Recherchereisen zum Beispiel auf dem afrikanischen Kontinent und in Südostasien erleben. Deshalb ist es mir wichtig zu zeigen, wie wir im LIB in unserer Forschung international kooperieren und wie wir zur globalen Erforschung der Biodiversität beitragen.
Gibt es eine spezielle Tiergruppe, die Dir besonders am Herzen liegt?
Nein, ich mag viele verschiedene Tiere – und Wildtiere lieber als Haustiere. Vielleicht habe ich ein kleines Faible für eher ungewöhnliche Lebewesen. Zum Beispiel für Gürteltiere oder den Ameisenbären, der für viele skurril ausschaut, aber perfekt an seine spezielle Lebensweise angepasst ist.
Hast Du schon einen Aspekt Deiner Tätigkeit als Leitung der Kommunikation und Presse kennengelernt, der Dir besonders viel Spaß macht?
Dass wir als wissenschaftliche Einrichtung am öffentlichen Diskurs teilnehmen, ist mir sehr wichtig. Zu Themen, die in der Gesellschaft und in der Politik aktuell besprochen werden, müssen wir unsere Erkenntnisse beitragen. Damit können wir Menschen – egal ob Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern oder Privatpersonen – Fakten an die Hand geben, mit denen sie sich eine fundierte Meinung bilden können. Was mir außerdem besonders wichtig ist und viel Spaß macht: Ich mag es sehr, mich in die Konzeption und Produktion von Medien zu stürzen. Wie kann ich zum Beispiel einen Text noch interessanter und verständlicher schreiben, eine Filmszene so schneiden, dass die Menschen dranbleiben? Wie kann ich meine Zielgruppe noch besser erreichen? Ich bin überzeugt, dass Menschen spüren, ob in einem Medienprodukt Sorgfalt und Liebe drinstecken. Deshalb ist dieser Spaß auch wichtig, um erfolgreich zu kommunizieren.
Was hat Dich dazu bewogen, Biologie zu studieren?
Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für zwei Dinge: Natur und Geschichten erzählen. Schon in der Schule waren die Fächer, die mir am meisten Spaß gemacht haben, Biologie und Deutsch. Also ist es nur folgerichtig, dass ich nun hier gelandet bin und beide Interessen so gut miteinander verbinden kann. Während des Abiturs und des Studiums habe ich angefangen, nebenbei – zunächst in einer Lokalredaktion – als Journalistin zu arbeiten. Später habe ich auch zeitweise als Biologin in einem Institut gearbeitet, in einer Arbeitsgruppe, in der wir Karten der globalen Biodiversität der Pflanzen erstellt haben. Letztlich hat es mich aber in den Journalismus und die Wissenschaftskommunikation gezogen.
Was wärst Du geworden, wenn Du nicht Journalistin oder Biologin geworden wärst?
Mir fällt nichts ein. Allerdings habe ich als Journalistin nicht nur über Biodiversität berichtet, sondern als Filmemacherin auch Reportagen über den Alltag der verschiedensten Menschen mit ihren großen und kleinen Herausforderungen gedreht. Diese Menschen haben sich uns geöffnet und wir durften sie mit der Kamera begleiten. Manche auch in schwierigen Situationen und Lebensphasen. Das habe ich als großen Vertrauensbeweis und ebenso große Verantwortung empfunden. Auch diese Arbeit habe ich sehr gerne gemacht.
Was sollen die Menschen in zehn Jahren mit dem LIB assoziieren?
Meine Vision ist, dass wir vermitteln, wie schön und wichtig Vielfalt ist, wie das LIB hilft, sie zu erforschen und welche Wege wir in Zukunft gehen können, um sie besser zu erhalten. Schon heute kommen viele Menschen zu uns in unsere Museen und ich wünsche mir, dass sie das LIB als positiven und inspirierenden Ort wahrnehmen. Mit unserer Kommunikation, mit den Ausstellungen, unseren Veranstaltungen und der Vermittlungsarbeit haben wir die Möglichkeit, uns direkt mit Menschen auszutauschen. Diesen Dialog möchte ich stärken. Ich sehe ihn als große Chance, gemeinsam einen besseren Umgang mit der Natur zu finden.
Alexandra Hostert studierte Biologie an der RWTH Aachen und der Universität Bonn und schrieb ihre Diplomarbeit zu Gymnospermendiversität am Nees Institut für Biodiversität der Pflanzen. Ihr journalistisches Volontariat absolvierte sie beim WDR, das Filmemachen lernte sie an der Internationalen Filmschule Köln. Als freie Journalistin arbeitete sie unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, den BR, den Deutschlandfunk, das ZDF, Arte und den WDR. Sie machte Reportagen, Dokumentationen und Features, war live on air und in Podcasts zu hören. Als Redakteurin in der Wissenschaftsredaktion des WDR betreute sie Umwelthemen und arbeitete in der Konzeption digitaler Medien. Erfahrungen in der Wissenschaftskommunikation sammelte sie als Referentin und stellvertretende Referatsleiterin in der Kommunikation der Alexander von Humboldt-Stiftung. Ehrenamtlich engagiert sie sich als Kommunikations-Expertin beim Senior Expert Service SES in der internationalen Zusammenarbeit. Im Verband „WPK – Die Wissenschaftsjournalisten“ setzt sie sich für eine innovative und zukunftsfähige Vermittlung von Wissenschaft ein.
- Leitung Kommunikation & Presse, Bonn
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