Gesichter des LIB: Sabine Heine
Sabine Heine in der Bonner Dauerausstellung vor dem Elch-Wisent Diorama. © LIB, Holzapfel
Sie hat mit Artensammlerinnen und -sammlern sowie mit sympathischen Nerds zu tun. Mit Forschenden, die im Labor und Feld nach aller kleinsten morphologischen oder genetischen Unterschieden suchen, neue Arten entdecken und beschreiben oder biologische Vielfalt und Veränderung haarklein dokumentieren. Sabine Heine leitet im Museum Koenig Bonn die Abteilung Presse und Kommunikation.
Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus?
Ich selber forsche nicht mehr. Was unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen, bringe ich zusätzlich mit einem Team von Museumspädagogen, Ausstellungsmachern und Kommunikationsexpertinnen und -experten an die Öffentlichkeit. So erfährt die Gesellschaft, wie wichtig unsere Forschung ist – und dass die Steuergelder gut angelegt werden, die in LIB-Forschungseinrichtungen fließen. Wir machen Forschungsergebnisse erlebbar, schaffen Begegnungsräume im Museum, hinter den Kulissen, aber auch außerhalb.
Welche Highlights machen Ihre Arbeit aus?
Mit dem Museumsmeilenfest, den Bonner Tagen der Biodiversität gemeinsam mit der Konferenz der Arten und der För-Tax Konferenz oder auch mit dem Aktionsplan der acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft war und ist immer viel zu tun. Und es gilt die besonderen Ergebnisse der Forschungsbereiche in der Pressearbeit nach vorne zu bringen. Neu entdeckte Arten, wie Evolution funktioniert oder wie wir versuchen, den Einsatz von Schadstoffen in der Landwirtschaft zu reduzieren, um gleichzeitig die Artenvielalt zu erhöhen – das alles interessiert die Öffentlichkeit.
Wie erklären Sie einem 11-jährigen Kind Ihren Job?
Es gibt acht Leibniz-Forschungsmuseen mit einem Aktionsplan. In jedem einzelnen Museum wird deutlich, warum dort gesammelt wird, warum Objekte „für die Ewigkeit“ und zukünftige Erkenntnisse verwahrt werden. Die Sammlungsstücke behalten ihren Wert. Um dies zu verstehen, entwickeln kreative Menschen Filme, Spiele, Mitmach-Aktionen und vieles mehr. Gerade erst haben wir die Ausstellung „Regenwald – das Kronendach“ eröffnet. Ein riesiges Team hat einen Erlebnisraum gestaltet, in dem unsere eigene Verantwortung für die Natur klar wird. Außerdem wir haben eine spannende Filmreihe erstellt, in der wir die Forschung und die Menschen dahinter vorstellen.
Kreativität braucht wie die Forschung vor allem Freiheit. Budget und Ressourcen können aber auch schnell Grenzen setzen. Haben Sie sich bei der Planung von Aktionen schon einmal verrannt oder festgebissen?
Ich habe manchmal Entscheidungen getroffen, die mir selbst Angst machten. Aber ich habe auch aus kleineren Irrtümern gelernt, um große zu vermeiden.
Was würden Sie als Ihren größten Erfolg bezeichnen?
1994 hier im Museum Koenig gelandet zu sein. Aber das war nicht allein Erfolg, sondern auch Glück.
Dann ist das wohl von Anfang an Ihr Traumjob?
Er hat sich dahin entwickelt. Ich war anfangs ziemlich planlos. Nach meinem Studium wirkte ich an der Uni Bielefeld am Studiengang „Umweltberatung“ mit, weil ich mit meinem Wissen die Umwelt schützen wollte. Dann stieß ich auf eine völlig veraltete Ausstellung und dachte, Wissensvermittlung muss anders gehen!
Was macht das LIB zu einem exzellenten Standort?
Die Mitarbeitende der vier Zentren sind untereinander sehr gut vernetzt, sodass hier Wissenschaft und Forschung auf höchstem Niveau stattfinden kann. Sonst wären wir kein Leibniz-Institut! Und wir haben hier ein wunderbares Gemisch aus kreativen Menschen.
Was sollte ich als Besucher des Museums Koenig Bonn auf keinen Fall auslassen?
Ich würde jeden Besucher zur Giraffe führen. Sie ist eine Konstante im Museum und stand schon vor 75 Jahren zur Eröffnungssitzung des Parlamentarischen Rates, die ja im Lichthof des Museums stattfand, an dieser Stelle. Hier wurden die Aufgaben für die Ausarbeitung des Grundgesetzes formuliert. So ist die Giraffe eine schöne Metapher für die Freiheit der Forschung.
Sabine Heine hat zunächst in Münster 1986 ein Diplom in Biologie erlangt, bevor sie an der Universität in Bielefeld den Studiengang Umweltberatung mit aufbaute. Nach einem Volontariat am Westfälischen Museum für Naturkunde in Münster wechselte sie schließlich 1994 ans Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig, das heutige Museum Koenig Bonn.