Jäger und Gejagte: Neues zu Wildkatzen und ihren gezähmten Verwandten

Kuscheltier und Raubtier zugleich: Die Hauskatze ist das populärste Haustier der Erde und breitet sich immer weiter aus. Zugleich sind Hauskatzen in Gärten und in der Natur für Vögel und Kleinsäuger eine große Gefahr.
© LIB, Steinkröger

 

Tiger, Jaguar, Puma und Co: Neu gestaltete Vitrinen und Schautafeln im Museum der Natur Hamburg geben Einblicke in das gefährdete Leben und die Besonderheiten von den sogenannten Großkatzen. Zum Blickfang wird dabei ein heiß geliebtes „Kuscheltier“, das hier als vogelfressendes Raubtier inszeniert ist: die Hauskatze.

Schon immer waren die ausdrucksstarken Raubkatzen Anziehungspunkte der Ausstellung. Der mächtige Sibirische Tiger, der seltene und kaum erforschte Schneeleopard sowie der auffällig gezeichnete Nebelparder bestechen durch ihre Schönheit. Doch leiden fast alle Großkatzen sowohl unter dem Schwund als auch einer zunehmenden Zerstückelung ihrer Lebensräume. Zu wenige fortpflanzungsfähige Tiere leben in einer Region. Inzucht und Erkrankungen sind die Folgen.

Ähnlich wie Löwen, Leoparden und Tiger hatten auch Geparde einst ein riesiges Verbreitungsgebiet: Die schnellsten Landtiere der Erde kamen vom nördlichen Afrika über die Arabische Halbinsel bis nach Indien vor. Heute lebt der Gepard meist nur noch in stark voneinander isolierten Beständen – mit insgesamt kaum mehr als 7.000 Tieren. Jahr für Jahr schrumpft ihre Zahl weiter.

„Großkatzen brauchen ausgedehnte Reviere, um Beute jagen zu können. Doch wenn wir Menschen immer mehr Wildnis für unser Leben nutzbar machen, bleibt den Tieren zu wenig Raum“, betont Prof. Dr. Matthias Glaubrecht vom LIB. So existieren vom Amur-Leopard kaum mehr als 80 Individuen; der Südchinesische Tiger ist in freier Wildbahn inzwischen ausgestorben.

 

Hauskatzen als Bedrohung anderer Tierarten

Während Großkatzen vom Menschen gejagt werden, breiten sich die kleinen gezähmten Artgenossen immer weiter aus und bedrohen damit ihrerseits die Biodiversität. Zum einen, weil sich streunende Hauskatzen mit wild lebenden kreuzen und diese als eigenständige Spezies verdrängen könnten. Zum anderen, weil sie für den Tod von Milliarden Vögeln und Kleinsäugern verantwortlich sind.

Mit geschätzten 600 Millionen Tieren ist die Hauskatze das populärste Haustier der Erde. In der Europäischen Union leben ungefähr 110 Millionen Katzen, davon fast 16 Millionen allein in Deutschland. Damit sind wir nach Russland das europäische Land mit den meisten domestizierten Katzen.

Auf die gesamte USA hochgerechnet töten Katzen allein dort jedes Jahr bis zu vier Milliarden Vögel und bis zu 22 Milliarden kleinere Säugetiere. Für Australien wird geschätzt, dass Hauskatzen für das Aussterben von 27 Vögel- und Kleinsäugerarten verantwortlich sind. Glaubrecht: „Neben Ratten sind es damit vor allem Hauskatzen, die andere Tierarten derart bedrohen, dass sie entweder bereits ausgestorben sind oder drohen auszusterben.“

Die neu gestalteten Schautafeln geben einen Einblick in die Besonderheiten des seltenen und sehr zurückgezogen lebenden Schneeleoparden. © LIB, Steinkröger
Der Nebelparder im Museum der Natur Hamburg scheint auf dem Sprung zu sein. Sein Lebensraum, der Regenwald, schrumpft zusehends. © LIB, Steinkröger
Ein Film zeigt den faszinierenden Lauf des schnellsten Landtieres der Erde. Geparden hatten einst ein riesiges Verbreitungsgebiet. Jetzt schrumpft ihre Zahl von kaum mehr als 7000 Tieren Jahr für Jahr. © LIB, Steinkröger
Schon immer war der mächtige Sibirische Tiger ein Blickfang der Ausstellung. Jetzt geben Schautafeln Einblicke in das Leben auch dieser Art. © LIB, Steinkröger

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