Unser Schatz des Monats: Eine Zitterspinne unter der Lupe

© GBOL III dark taxa, Björn Rulik Die Zitterspinne aus dem Bestand des „GBOL III: dark taxa“-Projekts. © Björn Rulik

 

Wer kennt nicht die kleinen Spinnen mit den langen Beinen, die in vielen Häusern vorkommen? Besonders in Kellern und Fluren machen sie sich breit: Zitterspinnen. Die bekannteste Art in Deutschland ist die große Zitterspinne – unser Schatz des Monats.

Unser Zitterspinnen-Schatz Pholcus phalangioides aus der Bonner LIB-Sammlung muss noch seiner Bestimmung zugeführt werden. Er entstammt dem Projekt „GBOL III: Dark Taxa“ an dem fünf Kooperationspartner beteiligt sind. Dieses Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die unbekannten, kleinen Krabbeltiere zu untersuchen, über die wir hier in Deutschland noch nicht viel wissen.

Daneben wird auch erforscht, welche Parasiten die Eier der Zitterspinnen befallen. Die Weibchen der Pholcidae, wie die Familie der Zitterspinnen genannt wird, tragen Eiballen mit ihren Mundwerkzeugen, bis die Jungtiere schlüpfen. Ei-Parasiten waren bisher nur wenige bekannt. Inzwischen wissen Forschende allerdings, dass vier heimische Wespenarten sich hier einnisten können.

In Deutschland sind zwar nur einige wenige Arten vertreten, weltweit gehört unser Schatz aber zu den artenreichsten Spinnen-Familien. Vor allem in den Tropen besiedeln Zitterspinnen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume, mit einer entsprechenden Vielfalt an Formen, Farben und Größen.

Am LIB Museum Koenig Bonn befindet sich die weltweit wichtigste Sammlung dieser Tiere. Mit über 800 Arten aus fast allen bekannten Gattungen ist es die taxonomisch umfassendste Sammlung weltweit. Sie bietet die höchste Artenvielfalt, durch insgesamt 380 Typus-Exemplare vertreten und ist mit über 26.000 adulten Individuen auch die zahlenmäßig größer als alle anderen. Darüber hinaus sind die Objekte geographisch im Vergleich am ausgewogensten, da sie auf über 40 Expeditionen, in ebenso vielen Ländern in Asien, Europa, Afrika und Amerika zusammengetragen wurden. Da das Material in reinem Alkohol präpariert ist oder tiefgefroren gelagert, ist es auch für die molekulare Arbeit geeignet ist.

Die Sammlung wird weiterhin ständig erweitert und bildet eine wichtige Grundlage für die Spinnen-Forschung am LIB. Über 60 wissenschaftliche Arbeiten der letzten 20 Jahre beruhen zu einem großen Teil oder ausschließlich auf Exemplaren der Bonner Zitterspinnen-Sammlung.

Mehr Informationen gibt es hier:
https://bolgermany.de/home/gbol3/projects/
https://bonn.leibniz-lib.de/en/research/projects/egg-parasitism-in-pholcid-spiders 

Verwandte Artikel

  • LIB, Sammlung, Schatz des Monats

    Unser Schatz des Monats: Die Larve der Geflecktflügligen Ameisenjungfer

    Bevor sie nur wenige Tage in ihrer ausgewachsenen Form herumfliegt, um sich zu paaren, lebt sie etwa zwei Jahre lang in ihrem Larvenstadium – auch umgangssprachlich als Ameisenlöwe bekannt. Was diesen Schatz für unsere Forschenden so wertvoll macht, ist die Beschaffenheit ihrer Kiefer, die sie sich für eine Studie ganz genau angesehen haben.

    Mehr erfahren
  • LIB, Sammlung, Schatz des Monats

    Unser Schatz des Monats: Der Große Adjutant

    Ein großer Vogel, der für unsere Präparatoren und Vogelexperten zu einer großen Überraschung wurde. Der Große Adjutant ist in diesem Monat unser Schatz, den wir aus unseren wissenschaftlichen Sammlungen vorstellen. Dass es sich um diesen seltenen Vogel handelt, war nicht von Beginn an klar…

    Mehr erfahren
  • Sammlung, Schatz des Monats

    Schatz des Monats – Wurmwünsche für die Feiertage

    Während überall um uns herum Lichter leuchten, Straßen geschmückt sind und Weihnachtsmärkte locken, feiern wir am LIB einige der Exemplare in unseren Annelida-Sammlungen, die ziemlich festlich daherkommen – wie die Weihnachtsbaum-Würmer.

    Mehr erfahren