Sozialverhalten der Honigbiene „pushte“ deren Ausbreitung

„Unsere“ Honigbiene Apis mellifera, © pixabay

 

In welchem Teil der Welt die Westliche Honigbiene ihren evolutiven Ursprung hatte, ist unter Forschenden sehr umstritten. Bislang galt Afrika als wahrscheinlichstes Herkunftsgebiet. Jedoch gab es bisher zu wenige Daten um die Frage des Ursprungs zu klären. Ein internationales Wissenschaftsteam unter Beteiligung von Dr. Eckart Stolle vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) konnte nun durch umfassende genetische Untersuchungen zeigen: Der Ursprung der Westlichen Honigbiene liegt wahrscheinlich in Asien, von wo aus die Art sich nach Afrika und Europa ausbreitete. Die Ergebnisse erschienen jetzt in der renommierten Zeitschrift „Science Advances„.

Die Schließung der Wissenslücke zur Entwicklung der Westlichen Honigbiene Apis mellifera ist wichtig, um die Evolution und Genetik dieses global sehr wichtigen Bestäubers zu verstehen. Die Analyse von 251 Genomen von 18 Unterarten sowie weitere methodische Ansätze brachten jetzt neue Erkenntnisse. Die Westliche Honigbiene entstand vor etwa acht Millionen Jahren in Asien und spaltete sich vor zwei bis fünf Millionen Jahren in mehrere Linien auf. Während sie Afrika in einem Ausbreitungsprozess besiedelte, erfolgte die Besiedelung von Europa in zwei weiteren voneinander unabhängigen Ausbreitungsprozessen vor einer bis zwei Millionen Jahren, gefolgt von der Bildung der heutigen Unterarten vor 140.000 bis 280.000 Jahren.

Bemerkenswert ist, dass die Mehrzahl der genetischen Änderungen, die die Honigbienen-Unterarten unterscheiden, sich an einigen wenigen genomischen „Hotspots“ konzentrieren. 145 Gene in diesen „Hotspots“ weisen spezifische genetische Unterschiede über alle Honigbienen-Unterarten hinweg auf, ein Hinweis darauf, dass sie unter natürlicher Selektion stehen. Und genau diese Gene waren in hohem Maße mit Arbeiterinnenmerkmalen verbunden. Dies zeigt: Die Entwicklung des sozialen Lebens der Bienen in einem Staat und zusätzlich neue Arbeiterinnen- und Koloniemerkmale scheinen also die Ausbreitung der Honigbienen in ihrem jetzt riesigen Verbreitungsgebiet ermöglicht zu haben.

Somit wird die These gestützt, dass die Westliche Honigbiene ihren Ursprung in Asien hatte, bevor sie sich nach Europa und Afrika ausbreitete. Heute gibt es etwa zehn Arten von Honigbienen, die zum Großteil in Asien beheimatet sind. In Europa und weiten Teilen Afrikas existiert jedoch nur eine einzige Art der Gattung Apis, unsere Honigbiene, Apis mellifera.

 

Download der gesamten Pressemeldung

Zum Artikel in „Science Advances“

Verwandte Artikel

  • Forschung, LIB

    Erbgut von Sternalgen gibt Aufschluss über Ursprung der Pflanzen

    Wie schaffen es Landpflanzen, sich stetig an ihre wechselnden Umweltbedingungen anzupassen? Unter anderem mit dieser Frage beschäftigte sich ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung von Dr. Iker Irisarri vom LIB. Sie erstellten im Rahmen ihrer Studie erste Genome von vier Sternalgen-Arten – den nächsten Verwandten der Landpflanzen.

    Mehr erfahren
  • Forschung, Pressemitteilung

    DiSSCo: Neue Infrastruktur für die Biodiversitätsforschung für Deutschland

    Es ist ein Zusammenschluss von insgesamt sechs der größten naturkundlichen Sammlungen, inklusive des LIB. Hinter dem Begriff DiSSCo verbirgt sich eine Europäische Forschungs-infrastruktur, die über 140 Millionen Sammlungsobjekte für die Wissenschaft digital vernetzt und frei zugänglich macht.

    Mehr erfahren
  • Forschung, LIB, Pressemitteilung

    Neue Schmetterlingsart entstand vor 200.000 Jahren durch Kreuzung zweier anderer Arten

    Bei der Entstehung neuer Arten denken wir an einen Prozess, bei dem sich eine angestammte Art in mindestens zwei neue Arten aufspaltet. Nun hat ein internationales Wissenschaftsteam unter Beteiligung von Forschenden des LIB die Entstehung einer neuen Art durch Hybridisierung nachgewiesen.

    Mehr erfahren