Kunst trifft Wissenschaft zum Insektenschutz am Bahnhof „UN Campus“

Street-Art-Künstler haben die Unterführung des Haltepunkts „Bonn UN Campus“ in ein sogenanntes Mural, eine Wandmalerei, verwandelt. © go.Rheinland GmbH/Smilla Dankert

 

Käfer, Falter und andere Insekten treiben sich neuerdings in überdimensionaler Größe am Bahnhof UN Campus herum. Was schön aussieht, hat ein größeres Ziel: Die Graffities machen auf die Gefährdung von Insekten durch Lichtverschmutzung aufmerksam. Das Museum Koenig Bonn des LIB, go.Rheinland und die Deutsche Bahn haben dieses Projekt gemeinsam initiiert; Künstler des Vereins InUrFaCE e. V. gestalteten die Graffities.

Zwei Wochen wurde mit Hochdruck gearbeitet. Nun kann das Kunstwerk an der fast 900 Quadratmeter großen Fläche bestaunt werden: Die Künstler Kai Niederhausen („Semor“) und Roman de Laporte („Jack Lack“) haben die Unterführung und die barrierefreie Zuwegung des Haltepunkts „Bonn UN Campus“ in ein sogenanntes Mural, eine Wandmalerei, verwandelt. Hier knüpft das Museum Koenig Bonn an sein Projekt BALIN an. Hier zeigt sich auch, wie Naturschutz mit einfachen Lösungen möglich ist.

Im Projekt BALIN, einem Konsortialprojekt des LIB, DZSF und der DB InfraGO, untersuchen Forschende des LIB die Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf Insekten an Bahnsteigen. Sie analysieren alternative Leuchten, um die Anziehung von Insekten zu reduzieren. Die Umsetzung der Graffiti erfolgte über den gemeinnützigen Verein InUrFaCE e. V., der sowohl auf ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Biodiversitätsforschung, als auch von Street-Art-Künstlerinnen und Künstlern zurückgreift. Ziel des Vereins ist es, durch Kunst die Wertschätzung von biologischer Vielfalt in der Gesellschaft zu erhöhen und zu bewusstem Umgang mit den Ressourcen der Natur anzuregen.

„Das ist uns im Rahmen dieses Projekts ganz besonders gelungen“, erklärt Künstler „Semor“. „Die Idee unseres Vereins InUrFaCE e. V. ist es, mit simplen Dingen einen Beitrag zur Sensibilisierung von wichtigen Themen, die die Artenvielfalt betreffen, zu leisten. Mit Projekten wie diesem möchten wir Menschen mithilfe von schöner, bunter Gestaltung dazu anregen, sich mit der Thematik des Insektenschutzes durch Vermeidung von Lichtverschmutzung auseinanderzusetzen. Und die Reaktionen der Passant*innen sind durchweg positiv. Alle haben sich gefreut, wenn sie in Gesprächen mit uns gehört haben, worum es uns mit dem Projekt geht. Im Namen des Vereins möchte ich mich auch bei den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Museums Koenig Bonn für die gute Zusammenarbeit bedanken.“

„Unsere Arbeit im LIB spannt den Bogen vom Wissen zum Handeln“, betont Prof. Dr. Bernhard Misof, Generaldirektor des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels. „Auf Basis unserer Forschungsdaten entwickeln wir Handlungsempfehlungen für die Praxis, die wir in diesem Fall mit der Deutschen Bahn im Projekt BALIN zur Beeinträchtigung von Insekten durch Lichtverschmutzung erarbeiten. Oft sind es einfache Lösungen, wie hier die Wahl von Leuchten, die wertvolle Veränderungen bringen können und für die wir die notwendigen Untersuchungsergebnisse liefern. Dass in diesem Projekt die oft übersehenen und schützenswerten Insekten mit einer künstlerischen Präsentation zudem zum Blickfang werden, gefällt mir besonders gut.“

Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner zeigt sich begeistert von dem Projekt: „Ich begrüße die gemeinsame Initiative der Deutschen Bahn, von go.Rheinland, des Museums Koenig Bonn des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels und des Vereins »InUrFaCe«. Der Bahnhof UN Campus als Tor zum Bundesviertel ist durch die ausgesprochen ästhetische Gestaltung der beiden Künstler, Kai »Semor« Niederhausen und Roman »Jack Lack« de Laporte, ein neuer Blickfang in Bonn. Den Künstlern gelingt es, nicht nur die Schönheit von Insekten, sondern auch deren Schutz auf eingängigem Weg in den Blick der Passantinnen und Passanten zu rücken.“

„Bahnhöfe stellen Eingangstore zum Nahverkehr dar, an denen sich die Fahrgäste wohlfühlen möchten und sollen. Daher nehmen wir im Schulterschluss mit der DB sehr gerne Geldmittel in die Hand, um Kunstgraffiti zu beauftragen. Die Resonanzen der Fahrgäste sowie die Zugriffszahlen auf unsere Streetart-Website zeigen, dass solche Kunstprojekte sehr gut ankommen. Wenn dabei noch ein Beitrag zur Biodiversitätsbildung erfolgen kann, wie am UN Campus, umso besser“, so Willi Koenen, Bereichsleiter Qualität & Sicherheit des Schienenpersonennahverkehrs bei go.Rheinland.

Michael Hundacker vom Bahnhofsmanagement der DB in Köln freut sich, dass Reisende künftig von einem attraktiveren Bahnhof profitieren können: „Als größter Gastgeber Deutschlands investieren wir viel in unsere Bahnhöfe, damit Reisende sich dort wohl fühlen. Unsere Kundenbefragungen zeigen: In farbigen, künstlerisch gestalteten und gut beleuchteten Unterführungen fühlen sich Reisende deutlich wohler. An der Station Bonn UN Campus haben wir gemeinsam den Weg zum Zug für die Reisenden gleich doppelt aufgewertet: Das Wandbild lädt einerseits zum Staunen ein und regt gleichzeitig dazu an, sich damit zu beschäftigen, wie wir unsere Umwelt jetzt und für unsere Kinder schützen können.“

Hintergrund:

Projekt BALIN – Insektenschutz an Bahnhöfen durch insektenfreundliche Beleuchtung

Im Projekt BALIN des Bundesprogramms Biologische Vielfalt werden die Auswirkungen der Lichtverschmutzung des Verkehrsträgers Schiene auf Insekten analysiert. Das Akronym BALIN steht dabei für den Projekttitel „Insektenschutz an Bahnhöfen durch insektenfreundliche Beleuchtung“.

Durch den Einsatz alternativer Leuchtmittel und Beleuchtungskonzepte sollen im Rahmen des Vorhabens Möglichkeiten der Reduktion der Lichtverschmutzung pilothaft untersucht und wissenschaftlich evaluiert werden. Es werden somit erstmalig Daten zur Auswirkung von verschiedenen Beleuchtungen im Bahnhofsbereich auf die Insektenvielfalt erhoben und diesbezüglich bestehende Wissenslücken geschlossen. Projektstart von BALIN war Januar 2021. Das Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren.

Gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

Mehr Informationen über das Projekt „Art meets Biodiversity“
von InUrFaCE e. V.:  https://art-meets-biodiversity.com/

Die Graffities sollen auf die Gefährdung von Insekten durch Lichtverschmutzung aufmerksam machen. © go.Rheinland GmbH/Smilla Dankert
Streetart Kunst am Bahnhof UN Campus Bonn. Vlnr: C. Greve, F. Gimnich (InUrFACE e. V)., die Street Art-Künstler „Semor“ K. Niederhausen und „Jack Lack“ R. de Laporte, B. Misof (LIB), W. Koenen (goRheinland), M. Hundacker (DB), C. Mante (DB InfraGO AG). © go.Rheinland GmbH
Marienkäfer – Streetart. Allein in Deutschland gibt es über 70 Marienkäfer-Arten, gern gesehene Gäste im Garten, die als Larven teilweise Blattläuse vertilgen. © LIB, K. Meusemann
Glühwürmchen, auch bekannt als Leuchtkäfer, leuchten, um ihre Partner anzulocken. Drei Arten sind in Deutschland heimisch. © LIB, K. Meusemann

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