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21.08.2025

Gesicht des LIB: Thorsten Hermann

IT-Profi Thorsten Hermann im Serverraum bei seiner täglichen Arbeit.
Museum Koenig Bonn Gesicht des LIB

Als stellvertretender Leiter der IT-Abteilung im LIB fischt er selten im Trüben und findet Lösungen für unsere digitalen Probleme. In seiner Freizeit zieht es Thorsten Hermann an die heimischen Seen der Bonner Umgebung, um seine Angel auszuwerfen. Als „Gesicht des LIB“ stellen wir ihn diesen Monat im Interview genauer vor und erfahren, wie Kriminalbiologe Mark Benecke seine Karriere beeinflusst hat, welche IT-Herausforderungen das LIB künftig meistern wird und warum aus ihm kein Biologe geworden ist.

Herr Hermann, Sie arbeiten in der IT des LIB. Was hat Sie in ein naturwissenschaftliches Forschungsinstitut geführt?

Es war eine Mischung aus mehreren Gründen. Zum einen wollte ich mich beruflich verändern. Zum anderen arbeitete meine Frau bereits am LIB-Standort Bonn. Und dann ist da noch mein naturwissenschaftliches Interesse: Ich habe selbst einmal zwei Semester Biologie studiert – das hat mich nie ganz losgelassen. Als die Stelle hier ausgeschrieben war, passte plötzlich alles: mein technischer Hintergrund, mein Interesse an Natur und Wissenschaft und die Möglichkeit für einen beruflichen Neuanfang. Das ist mittlerweile fast acht Jahre her.

Warum hatten Sie sich damals für ein Biologiestudium entschieden?

Mich hat forensische Biologie fasziniert. Ich wollte so wie der zweite Mark Benecke werden – ich habe fast alle seine Bücher gelesen und Veranstaltungen von ihm besucht. Damals gab es aber noch keinen eigenen Studiengang für Forensische Biologie. Man musste den Umweg über die Entomologie, also die Insektenkunde, nehmen. Das war nicht ganz mein Weg. Ich habe das Studium abgebrochen, aber meine Verbindung zur Natur ist geblieben – nicht zuletzt durchs Angeln, dem ich seit rund 30 Jahren nachgehe. Generell bekomme ich mit, wie schwer der berufliche Weg einer Biologin oder eines Biologen ist. Viele ringen um feste Anstellungen und haben oft keine langfristige berufliche Sicherheit.

Gibt es ein Naturerlebnis, das Sie besonders geprägt hat?

Ja, in meinem Angelverein gibt es eine alte Kiesgrube bei Sinzig am Rhein. Dort wurde früher industriell Kies abgebaut. In den 1980er-Jahren endete der Abbau und das Gelände wurde renaturiert – Bäume wurden gepflanzt, Fische eingesetzt. Heute ist das ein artenreicher Lebensraum mit einer beeindruckenden Vielfalt an Tieren und Pflanzen. Zu sehen, wie sich so ein karger, industriell geprägter Ort in wenigen Jahrzehnten zurück in ein Naturparadies verwandelt, ist für mich immer wieder faszinierend.

Welche Fischarten begeistern Sie besonders?

Ich finde große, imposante Arten sehr spannend – der Arapaima aus Südamerika zum Beispiel, einer der größten Süßwasserfische der Welt, oder der Europäische Wels, der hierzulande beachtliche Größen erreicht. Geschmacklich haben für mich lachsartige Fische wie Forelle oder Lachs die Nase vorn. Einen Lieblingsfisch habe ich aber nicht.

Welcher Aspekt Ihres Jobs macht Ihnen besonders viel Freude?

Generell mag ich die Interaktion mit den unterschiedlichsten Menschen hier am LIB. Kein Tag ist wie der andere und es gibt immer wieder Herausforderungen, auf allen Ebenen der IT. Vom klassischen „Ich habe das Internet gelöscht“ bis hin zu wirklich komplexen Themen. Am wohlsten fühle ich mich in der Netzwerktechnik. Wenn irgendwo Daten nicht ankommen, gehe ich auf Spurensuche – Schritt für Schritt, bis ich die Ursache finde. Das hat für mich etwas von Forensik: wie bei einer kriminalistischen Ermittlung, nur eben mit Datenpaketen statt Beweismaterial. Natürlich gibt es auch Tage, an denen sich ein Fehler hartnäckig hält, aber genau diese Herausforderungen machen den Reiz aus. Wenn man das Problem am Ende gelöst hat, ist es immer ein gutes Gefühl.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit zwischen IT und Wissenschaft am LIB?

Mit Kolleginnen und Kollegen, die selbst IT-affin sind, klappt es hervorragend – zum Beispiel mit der HPC-Einheit oder der Biodiversitätsinformatik. Schwieriger ist es manchmal mit Personen, die IT ausschließlich als Werkzeug sehen und nicht tiefer verstehen. Besonders beim Thema IT-Sicherheit werden wir gelegentlich als Bremsklotz für die wissenschaftliche Arbeit wahrgenommen. Dabei ist unser Ziel genau das Gegenteil: Wir wollen verhindern, dass etwas passiert, wie es leider schon bei anderen Museen der Fall war, die Opfer von Cyberangriffen wurden. Unser Anspruch ist es, die Forschung zu schützen und ihre Arbeit langfristig abzusichern. Wichtig ist in der Zusammenarbeit immer: Wir bringen im LIB alle unterschiedlichen Kompetenzen mit und am besten arbeiten wir zusammen, wenn Jede und Jeder seine Stärken einbringen kann und die Kompetenzen des Anderen schätzt.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für die IT in den kommenden Jahren?

Zwei Themen stehen für mich im Vordergrund. Zum einen brauchen wir moderne, gut ausgestattete Gebäude in Bonn und Hamburg, die auch für die IT-Infrastruktur optimal geeignet sind. Wir planen ganz akut einen Umzug in Bonn in unseren Neubau im Stadtteil Poppelsdorf und hoffen natürlich, dass auch in Hamburg bald ein geeigneter Standort für das neue Naturkundemuseum gefunden wird. Aktuell arbeiten wir in Bonn an der Kapazitätsgrenze – bei Stromversorgung, Notstrom und Kühlung. Zum anderen bleibt die IT-Sicherheit ein Dauerbrenner. Angriffe werden immer raffinierter, nicht zuletzt durch den Einsatz von KI. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, aber wir können alles tun, um Risiken zu minimieren – von robusten Backup-Strategien bis zu klaren Sicherheitsrichtlinien.

Sehen Sie KI eher als Chance oder als Risiko?

Beides. KI kann uns helfen Prozesse zu beschleunigen, Daten zu analysieren oder Skripte zu erstellen, alles in viel kürzerer Zeit als noch vor wenigen Jahren. Gleichzeitig bringt sie neue Risiken mit sich – etwa im Bereich Datenschutz oder durch mögliche Sicherheitslücken. Wir müssen den Einsatz gut steuern und sicherstellen, dass er dem LIB nützt ohne uns angreifbar zu machen.

Würden Sie jungen Menschen heute eine Karriere in der IT empfehlen?

IT ist spannend, weil sich das Feld ständig verändert und ich jeden Tag etwas Neues lerne. Das macht den Beruf abwechslungsreich, aber auch anspruchsvoll – man muss bereit sein, immer am Ball zu bleiben. Früher hätte ich gesagt: „Unbedingt machen!“ Heute sage ich: „Es hängt davon ab, ob man diese Dynamik mag und auch bereit ist, mal abends oder nachts zu arbeiten, wenn es nötig ist.“ In der freien Wirtschaft sind sehr lange Arbeitstage oft normal, der Feierabend nicht immer vorhersehbar. Natürlich bietet der öffentliche Dienst etwas freundlichere Arbeitszeiten, dafür sind Gehalt und Aufstiegschancen eher limitiert. Ich empfehle jedem mit Interesse an IT sich den Arbeitsalltag in einem Praktikum anzuschauen.

Wenn Sie Ihre Berufswahl noch einmal treffen könnten – würden Sie etwas anders machen?

Vielleicht hätte ich mich stärker spezialisiert, zum Beispiel auf IT-Forensik. Oder ich hätte ein Handwerk erlernt – Elektriker etwa. Wir haben ein Haus, ich mache handwerklich viel in Eigenleistung, das macht mir Spaß und ist ein guter Ausgleich zur Arbeit am Schreibtisch. Handwerker werden heute gebraucht wie nie und auch wieder angemessen bezahlt.

Gibt es im Museum etwas, das Sie besonders begeistert?

Die Regenwaldausstellung in Bonn ist beeindruckend – wegen der dargestellten Tiere, aber auch wegen der Detailarbeit, die dahintersteckt. Auch die lebenden Fische im Untergeschoss sind natürlich toll anzusehen. Noch mehr faszinieren mich aber die Sammlungsräume, die man als Besuchende normalerweise nicht sieht: Millionen von Schmetterlingen, ganze Räume voller präparierter Säugetiere. Diese geballte Sammlung von Naturgeschichte – das hat schon etwas Ehrfurchtgebietendes.

 

Thorsten Hermann begann nach seinem Abitur im Jahr 2005 ein Biologiestudium an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, welches er nach zwei Semestern zugunsten einer IT-Ausbildung beendete. Im Anschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration. Nach beruflichen Stationen in der freien Wirtschaft wechselte er 2017 als Systemadministrator zum LIB. Seit April 2021 ist er stellvertretender Leiter der IT-Abteilung am LIB in Bonn.

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