Titel des Projekts
Radiation im Fluss – Mechanismen der Artenbildung bei viviparen Süßwasserschnecken endemisch im Kaek River, Thailand
Leitung
Prof. Dr. Matthias Glaubrecht,
Prof Dr. Walter Salzburger (Universität Basel) im Rahmen einer Förderung durch die DFG,
Promotionsprojekt: Nora Lentge-Maaß (2016-1019)
Org. Einordnung
Abteilung Biodiversität der Tiere
Beschreibung
Was verraten Fluss-Schnecken über die Radiation von Arten?
Die Frage nach dem Prozess, wie Arten und damit Biodiversität entstehen, wird bisher modellhaft im Wesentlichen an Wirbeltieren untersucht. Und das obwohl Invertebraten die eigentliche Artenvielfalt stellen.
In diesem Projekt sollen daher am Beispiel von Süßwasserschnecken der unter anderem in Thailand verbreiteten Gattung Brotia Einblicke in die Mechanismen und Muster der Artenentstehung gewonnen werden.
Unsere Vorstudien haben gezeigt, dass allein in einem Fluss in den Bergen Thailands, dem Kaek River-System, vielfältige Varianten dieser Schnecken leben. Warum finden sich aber ausgerechnet dort so viele verschiedene Arten? Und: Wie sind sie genau entstanden?
Gemeinsam mit dem Evolutionsbiologen Walter Salzburger werden mit Hilfe von RAD (restriction-site-associated DNA)-Sequenzierung Divergenzen im Genom analysiert, um die Wirksamkeit geographischer Barrieren beziehungsweise anderer, etwa ökologisch bedingter, Mechanismen genetischer Isolation zu prüfen.
Süßwasserschnecken sind ideal als Modellorganismus
Süßwasserschnecken sind gut geeignete Modellorganismen zur Erforschung von Speziationsmechanismen: Sie haben eine eingeschränkte Beweglichkeit und damit eine hohe Bindung an Habitatbedingungen.
Insbesondere Artenschwärme in Flüssen sind bisher kaum untersucht. Doch aufgrund der geographisch linearen Topographie sind sie für Studien leicht zugänglich.
Endemische Süßwasserschnecken der Gattung Brotia im Kaek River stellen mit weniger als einem Dutzend mikrogeographisch skalierter Arten daher ein ideales Modellsystem als natürliches Experiment zum Studium grundlegender Speziationsmechanismen und Einflussfaktoren dar.
Genetische und morphologische Analyse kommen zusammen
Wir bringen für dieses Projekt morphologische Anpassungen mit genetischen Daten zusammen, um das Vorliegen einer originär riverinen Radiation zu beurteilen. Dazu prüfen wir vor dem Hintergrund ökologischer Parameter wie Habitat und Substratpräferenzen die Hypothese einer räumlich korrelierten Differenzierung.
Die modellhaft angelegte Studie erlaubt so den Einfluss äußerer Faktoren bei der Entstehung von Biodiversität abzuschätzen. Gleichzeitig liefert sie die nötige Datengrundlage zur Abschätzung des Beitrags möglicher innerer Verursachung des Speziationsprozesses.
Weiter untersucht wird dies in einem angegliederten Promotionsprojekt. Am Beispiel von Brotia-Spezies soll im Kaek River modellhaft die Evolution und Artenbildung in einem Fluss-System untersucht werden.
Promotionsprojekt: “Testing a riverine radiation – Mechanism of speciation in viviparous freshwater gastropods endemic to the Kaek River, Thailand”, Nora Lentge-Maaß (2019)
- Wissenschaftl. Projektleiter Neues Museum / Evolutioneum
- Sektionsleitung Brückenprofessur Biodiversität der Tiere
Tel.: +49 40 238317 595
E-Mail: m.glaubrecht@leibniz-lib.de