Titel des Projekts
Vergleichende Biogeographie und Evolutionssytematik amphidromer Schnecken der Gattung Stenomelania (Thiaridae, Gastropoda)
Leitung
Prof. Dr. Matthias Glaubrecht,
Promotionsprojekt: Benedict Wiggering (2015-2020)
Org. Einordnung
Abteilung Biodiversität der Tiere
Beschreibung
Süßwasser oder Meerwasser – diese Schnecken können beides
Artverbreitungsmuster werden meist separat für Salz- und Süßwasser untersucht: Traditionell wird angenommen, dass Süßwasserarten durch räumliche Barrieren zwischen Populationen entstehen (Vikarianz), marine Arten aber durch weite Ausbreitung (Dispersion). Noch fehlen Studien, die beide Prozesse in Bezug setzen.
An den Süßwasserschnecken der Gattung Stenomelania (Fischer, 1885) kann beides untersucht und bewertet werden: Die lebendgebärenden Arten sind adult an die Süßwasserlebensräume Südostasiens und Australasiens gebunden – sie breiten sich aber als Larve über marine Systeme ähnlich wie Meereslebewesen aus.
Die Untersuchung der Gattung im Vergleich mit anderen, sowohl marinen als auch limnischen Gruppen erlaubt eine Studie zur Bedeutung intrinsischer Faktoren (wie Reproduktionsmodi) und extrinsischer Faktoren (wie Habitat und Geographie) sowie deren Auswirkung auf Artbildungs- und Verbreitungsprozesse.
Ein neuer Stammbaum für Stenomelania
Grundlage dafür ist eine zeitgemäße taxonomisch-systematische Revision unter Einschluss moderner Methoden. Auf dieser Erfassung basierend wird die Untersuchung von Biogeographie und Speziation von Stenomelania vorgenommen. Entsprechend besteht das Projekt aus drei Forschungsschwerpunkten.
Erstens weisen Voruntersuchungen auf eine hohe phänotypische Plastizität innerhalb der Gattung hin. Daher lässt sich erst nach einer eingehenden taxonomischen Revision die Artenvielfalt für Stenomelania exakt einschätzen. Dafür müssen molekulare sowie morphologische Daten ausgewertet werden.
Zweitens werden mit anatomisch-histologischen Untersuchungsmethoden Unterschiede zwischen Arten verschiedener Regionen herausgearbeitet. Besonderes Interesse liegt auf der Ausbreitungsfähigkeit der Larven. So werden Erkenntnisse über die Biogeographie und Verbreitungsmuster von Stenomelania gewonnen.
Rekonstruktion historischer Lebensräume
Zu guter Letzt werden auf Grundlage der Systematik und Reproduktionsbiologie die Verbreitungsgebiete einzelner Stenomelania-Arten rekonstruiert. Zudem wird auf das Potential von transozeanischer Ausbreitung und der Besiedlung geographischer Lebensräume durch Larvalstadien eingegangen.
Vor diesem Hintergrund kann eine Abschätzung der Ausbreitung von Stenomelania-Arten durch Dispersion und Vikarianz vorgenommen werden. Dabei sollen Hypothesen zur historischen Biogeographie Südost- und Australasiens getestet werden, was Rückschlüsse auf die erdzeitgeschichtlichen Szenarien dieser Region zulässt.
Promotionsprojekt: “Evolutionary Systematics, reproductive biology and biogeography of Stenomelania – a viviparous freshwater thiarid gastropod with marine larvae”, Benedikt Wiggering (2015-2021)
- Wissenschaftl. Projektleiter Neues Museum / Evolutioneum
- Sektionsleitung Brückenprofessur Biodiversität der Tiere
Tel.: +49 40 238317 595
E-Mail: m.glaubrecht@leibniz-lib.de