Unser Schatz des Monats: Ein Pinguin aus dem Norden?

Aufgestelltes Trockenpräparat des Riesenalk (Habituspräparat im Vogeldiorama) von ca. 1830 im Museum Koenig. © Volker Lannert. Quelle: Rheinische Wunderkammer, Wallstein-Verlag, S. 63

 

Er kann nicht fliegen, dafür wunderbar schwimmen und sieht aus wie ein Pinguin – aber es ist gar keiner. Unser Schatz des Monats stammt nämlich aus dem Norden und ist der letzte Riesenalk – denn in freier Wildbahn ist er nicht mehr zu finden, nur noch in Naturkundemuseen wie dem Museum Koenig Bonn. Leider ist die Art bereits vor etwa 180 Jahren ausgestorben, einmal mehr sind wir Menschen daran schuld.

Der Riesenalk, im Englischen auch Garefowl genannt, ist dabei mit den uns bekannten Pinguinen gar nicht verwandt – auch wenn eine gewisse Ähnlichkeit unverkennbar ist. Wie der wissenschaftliche Name Pinguinus impennis zeigt, bezeichneten ihn die Menschen damals offiziell als Pinguin, bis der Name später auf die nicht mit dem Riesenalk verwandten Vögel der Südhalbkugel übertragen wurde.

Allerdings gibt es nicht viele aus erster Hand stammende Berichte über den Riesenalk in seiner natürlichen Umgebung, dem Meer. Aber es wurde überliefert, dass sie im Wasser genauso schnell und geschickt schwimmen konnten wie andere Vögel in der Luft flogen. Niemand weiß, wie sie die meiste Zeit ihres Lebens verbracht haben, aber sechs bis acht Wochen im Jahr waren die Vögel sicher an Land, um zu brüten und den Nachwuchs aufzuziehen. Dies taten sie in großen Kolonien auf abgelegenen Inseln im Nordatlantik.

Ihr Landgang wurde den Tieren dabei zum Verhängnis: Als Seefahrende den weiten Ozean von der „Alten“ in die „Neue Welt“ überquerten, stellten sie fest, dass die Vögel und ihre Eier die perfekte Quelle zur Auffüllung ihrer Lebensmittelvorräte entlang ihrer langen Route waren. An Land machte die Ungeschicklichkeit der Vögel sie zu leichter Beute für hungrige Seeleute. Manchmal wurden sie einfach in Gruppen mithilfe von Rampen auf Boote getrieben. Riesenalke wurden nicht nur wegen ihres leckeren Fleisches, sondern auch wegen ihres Öls, ihrer Fettreserven und ihrer Federn geschätzt. Tausende wurden getötet, ihre Zahl schrumpfte und schließlich wurden sie so selten, dass jeder gefangene Vogel zu einem hohen Preis an Sammlerinnen und Sammler verkauft wurde.

Es gibt umfangreiche Dokumentationen, die nahelegen, dass leider die letzten beiden Riesenalke am 3. Juni 1844 auf der abgelegenen isländischen Insel Eldey gejagt und getötet wurden. Danach begann die Jagd nach präparierten Exemplaren und Eiern durch Sammlerinnen und Sammler, die ihrem Bestand Prestige hinzufügen wollten. Im Jahr 1895 wurde der Verkauf eines Riesenalk-Exemplars für 350 englische Pfund verzeichnet. Der letzte Verkauf eines Exemplars erfolgte 1974 für 25.000 US-Dollar. Es gibt etwa 80 bekannte präparierte Exemplare und 75 Eier. Jedes von ihnen ist benannt und gut dokumentiert.

Der Museumsgründer Alexander Koenig kaufte den „Floors Castle“-Riesenalk zusammen mit drei Eiern: „Mechlenburg’s Egg“, „Alexander Koenig’s Egg“ und das „Clungunford Egg“. Die Anzahl der montierten Skelette ist unzählig. Dies liegt daran, dass die meisten Skelette aus verschiedenen Knochen von Funk Island zusammengesetzt wurden, einer winzigen Insel vor Neufundland, auf der das Fett von Tausenden geschlachteter Vögel verwendet wurde, um Feuer zu schüren und noch mehr Vögel leicht zu entfiedern. Die Folge war ein komplettes Desaster der Bestände dort und zeigt uns heute, wie wichtig unsere Gesetze zum Schutz gefährdeter Arten sind.

3 Riesenalk-Eier: Es wird angenommen, dass die Flecken auf den Eiern nicht der Tarnung dienen, sondern eher der Identifizierung, damit die Eltern ihre Eier unter Tausenden von anderen in einer großen Kolonie erkennen können. © Till Töpfer
Riesenalk-Portrait: Die Schnabelrillen helfen bei der Unterscheidung der Individuen. © Till Töpfer

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