FORSCHUNG
Wissenschaftlicher Betrieb an zwei Standorten
Am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) dokumentieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Vielfalt der Arten und untersuchen deren Veränderung mit und in ihrer Lebensumwelt. Dabei rekonstruieren sie die Entwicklung der Fauna und erforschen Art und Umfang des anthropogenen Einflusses.
Für ihre Analysen greifen sie auf die wertvollen, 15 Millionen Objekte umfassenden wissenschaftlichen Sammlungen zurück, die sie kontinuierlich erweitern. Mithilfe modernster Technologie und verschiedener Methoden untersuchen sie diese Referenzdatenbank, um relevante Fragen unserer Gesellschaft für die Zukunft zu beantworten. Im Abgleich mit aktuellen Daten und Belegen von Organismen können sie den Einfluss des Menschen auf die Umwelt skizzieren und zukünftige Entwicklungsszenarien modellieren.
Das LIB strukturiert seine Arbeitsaufgaben in vier Zentren, die mit einander vernetzt sind:
- Zentrum für Taxonomie und Morphologie
Neben taxonomischer und morphologischer Forschung stehen evolutionsbiologische Fragestellungen im Vordergrund der Forschung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und deren Arbeitsgruppen. Dabei analysieren sie die Entstehung von Arten, ihre Stammesgeschichte und Klassifizierung sowie ihre Anpassung an die Umwelt. - Zentrum für molekulare Biodiversitätsforschung
Die Analyse vollständig sequenzierter Genome wird in absehbarer Zukunft eine fundamentale Rolle in der Phylogenetik und Evolutionsbiologie spielen. Die Studienergebnisse und Forschungsmethoden dienen der Darstellung von Abstammungslinien und unterstützen die Behörden bei der sicheren Artbestimmung. Das Spektrum der Aufgaben reicht von molekularer Taxonomie und Barcoding, über Forschung zu Artbildungsprozessen und Evolutionärer Genomik bis zu Bioinformatik und zum Biobanking. - Zentrum für Biodiversitätsmonitoring und Naturschutzforschung
Hier stellen sich die Forschenden den Herausforderungen des weltweiten Biodiversitätsrückgang. Ihr Aufgabenbereich umfasst Studien zu den Treibern des Biodiversitätswandels – aber auch Technologieentwicklung für ein modernes Monitoring. Die umfangreich erhobenen Daten werden unter Berücksichtigung aktueller Trends bis hin zur Klimaforschung und Agrar- und Umweltpolitik ausgewertet. - Zentrum für Wissenstransfer
Das LIB wird gemeinsam mit den anderen Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft zu einem Eckpfeiler der Wissensvermittlung. Die Erklärung der Biodiversität, ihres Wandels und Relevanz für unsere Gesellschaft stehen dabei im Mittelpunkt der Programme und Aktivitäten. Mit Bildungs- und Vermittlungsprogrammen soll in Kooperation mit Schulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen das Bewusstsein für die ökologischen Herausforderungen auf unserem Planeten gestärkt werden.
Hierfür stehen am Standort Hamburg ein Morphologie-, ein Molekular- und ein Imaging-Labor zur Verfügung. In Bonn dienen ein Morphologie-Labor (μCTs, 3D-Computer, Röntgengerät), mehrere Bibliotheken, das Biohistoricum, das Präparationsatelier, ein Raster-Elektronenmikroskop, die Biobank sowie eine High Performance Computing Unit (HPC) mit höchsten technischen Standards zur Verfügung. Viele der genannten Bereiche befinden sich nicht in dem der Öffentlichkeit bekannten Hauptgebäude. So ist die Schlangensammlung in der „Villa“ des Gründers Alexander Koenig untergebracht, seinem ehemaligen Wohnhaus. Das Biohistoricum und andere Infrastrukturen befinden sich in einem angemieteten Gebäude. Auf dem Campus der Universität entsteht gerade ein innovatives Forschungsgebäude, das die Bibliothek zu einem attraktiven Lern- und Arbeitsort mit hoher Aufenthaltsqualität machen wird.
News zu Forschung
Das größte Genom aller Tiere entschlüsselt
Dreißigmal so groß wie das des Menschen: Ein internationales Wissenschaftsteam um den Konstanzer Evolutionsbiologen Axel Meyer und den Würzburger Biochemiker Manfred Schartl, darunter Forschende des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB), sequenzierte die größten Genome aller Tiere – die von Lungenfischen.
Erbgut von Sternalgen gibt Aufschluss über Ursprung der Pflanzen
Wie schaffen es Landpflanzen, sich stetig an ihre wechselnden Umweltbedingungen anzupassen? Unter anderem mit dieser Frage beschäftigte sich ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung von Dr. Iker Irisarri vom LIB. Sie erstellten im Rahmen ihrer Studie erste Genome von vier Sternalgen-Arten – den nächsten Verwandten der Landpflanzen.
DiSSCo: Neue Infrastruktur für die Biodiversitätsforschung für Deutschland
Es ist ein Zusammenschluss von insgesamt sechs der größten naturkundlichen Sammlungen, inklusive des LIB. Hinter dem Begriff DiSSCo verbirgt sich eine Europäische Forschungs-infrastruktur, die über 140 Millionen Sammlungsobjekte für die Wissenschaft digital vernetzt und frei zugänglich macht.