Neuer Ausstellungsbereich: „Wie viel Vieh ist zu viel?“
Der neue Ausstellungsbereich erweitert das Thema Zoonosen um Nutztiere wie Rind, Huhn und Schwein sowie die Vorstellung von acht ausgewählten Viren und Bakterien und unseren Umgang mit ihnen im Laufe der Jahre oder sogar Jahrtausende. © LIB, F. Steinkröger
Freund oder Feind? Nahrungsquelle oder Virenschleuder? Wie eng unsere menschliche Gesundheit vom Umgang mit Nutztieren abhängt, zeigt ein neuer Ausstellungsbereich im Museum der Natur Hamburg. Die neu gestaltete Präsentation mit Tierpräparaten, Medienstation und spannenden Informationen zur Ausbreitung von Infektionskrankheiten wird am Welttag der Zoonosen am 6. Juli eröffnet.
Wenn Erreger von Infektionskrankheiten von Tieren auf uns Menschen überspringen, sind wir oft zu weit gegangen: zu weit in der Landnutzung der Natur, zu weit im Umgang mit Wildtieren, zu weit in der industriellen Produktion von Fleisch. Indem wir zu viele Tiere auf zu engem Raum halten und Wildtieren ihren Lebensraum nehmen, erhöht sich das Risiko von Zoonosen. Mit der Massentierhaltung schaffen wir ideale Voraussetzungen für die Verbreitung von Seuchen. Dringt in einen Stall mit genetisch ähnlichen Tieren ein Erreger ein, kann er sich schnell ausbreiten.
Den Auftakt zum Thema Zoonosen hatte das Museum der Natur Hamburg bereits im ersten Jahr der Corona-Krise mit der Präsentation des Bereiches „Die Rache des Pangolin“ geschaffen. Hier steht die Rolle von Wildtieren wie Schuppentiere (Pangoline) und Larvenroller innerhalb der Infektionskette von Krankheiten wie Covid-19 und der Spanischen Grippe im Fokus.
Der neue Ausstellungsbereich erweitert das Thema Zoonosen um Nutztiere wie Rind, Huhn und Schwein sowie die Vorstellung von acht ausgewählten Viren und Bakterien und unseren Umgang mit ihnen im Laufe der Jahre oder sogar Jahrtausende. An einer Medienstation können wir erkunden, wann und wie sich Krankheiten wie Masern, Milzbrand, Pest, Ebola oder Covid-19 ausgebreitet haben, welche Gefahr von ihnen ausgeht, wie die Wissenschaft die Ursachen der Krankheiten ergründet hat und mit welchen Maßnahmen sie bekämpft werden.
Die neue Präsentation spannt die Erzählung von der Steinzeit bis heute, von der Ausbreitung verschiedener Infektionskrankheiten bis zu Bemühungen, Seuchen im Vorfeld zu verhindern. Wir erfahren, wie wir uns schützen und mit unseren Lebensgewohnheiten einen Beitrag zur Begrenzung von Infektionskrankheiten leisten können.
Um die Gesundheit von Tieren und Menschen zu fördern, so wird klar, müssen wir die Vielfalt von Arten und Lebensräumen schützen. Natur- und Tierschutz sind demnach auch Gesundheitsschutz. Im Sinne eines „One Health-Ansatzes“, der die drei Bereiche gemeinsam betrachtet, arbeiten weltweit Forschende und Behörden verstärkt zusammen, um Infektionskrankheiten zu bekämpfen und Pandemien zu vermeiden.
Zoonosen begleiten uns, seitdem wir Tiere jagen und für uns verarbeiten. Als unsere Vorfahren sesshaft wurden, stieg mit der Haltung von Haustieren die Gefahr der Übertragung von Erregern – und sie steigt immer weiter: Während die Weltbevölkerung sich seit Anfang der 1960er mehr als verdoppelt hat, ist die Fleischproduktion sogar um das Fünffache gestiegen.