Jetzt auch auf Englisch: Die Puku-Antilope

LIB-Forscherin Vera Rduch in der „Savanne“ des Museum Koenig Bonn mit der englischen Ausgabe von „The Puku Antelope“.  © LIB, Meusemann

 

Die deutsche Fassung ist bereits im letzten Jahr erschienen, nun folgte mit „The Puku Antelope“ jüngst die englische Übersetzung des Buches. Im Interview hat uns Autorin und LIB-Forscherin Vera Rduch erzählt, warum ihr die englische Übersetzung so am Herzen liegt, woher ihr Interesse an Paarhufern herrührt und warum sie der Puku-Antilope ein ganzes Buch gewidmet hat:

Woher kommt die Faszination für das Tier?

2007 bin ich das erste Mal nach Afrika, genauer nach Sambia, gereist und habe Daten zu den Puku-Antilopen dort gesammelt. Es war damals meine Diplomarbeit und Zuarbeit zu einem Promotionsprojekt über Leoparden. Eines der Beutetiere dieses Leoparden war die Puku-Antilope – so bin ich zum ersten Mal mit der Tierart in Kontakt gekommen. Dort ist mir dann auch aufgefallen: Obwohl es sich um eine relativ große Antilope handelt, die recht häufig vor allem in Sambia vorkommt, gab es zu dem Tier wenig Fachliteratur. Deshalb habe ich hier direkt mit meiner Dissertation angesetzt und wollte – so liegt es auch in meiner eigenen Natur – alles über sie wissen!

Wie kam es zu dem Buch?

Es gibt die Reihe der „Mammalian Species“ der American Society of Mammalogists, wo das Wissen über eine bestimmte Säugetierart zusammenfasst ist – wie ein Kondensat. Das ist allerdings sehr wissenschaftlich geschrieben und somit nur für eine bestimmte, kleine Zielgruppe gedacht – eben von Forschenden für Forschende. Mir war es hingegen schon immer wichtig, dass wir nicht nur Wissenschaft für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler machen, sondern für alle Menschen – jeden Alters und Bildungsstands. Also hatte ich dann die ambitionierte Idee, ausgehend von meinem Beitrag über die Pukus in den „Mammalian Species“ ein Buch zu schreiben, dass für alle Menschen ist.

Worum geht es darin?

Es ist eine komplette Abhandlung über die Art. Von der Entdeckungsgeschichte – David Livingstone hat sie im 19. Jahrhundert auf seinen Reisen für die Wissenschaft entdecken können, was sich so schön sagt, denn den Menschen vor Ort war sie ja schon immer bekannt – bis zum heutigen Erkenntnisstand. Was wurde erforscht? Warum nennen wir sie Puku-Antilope? Was sind verwandte Arten? Wie interagiert sie mit anderen Antilopen? Was sind ihre Fressfeinde? Wir wissen, dass sie ein Grasfresser ist – aber welche genau? oder welche anderen Pflanzen frisst sie vielleicht noch? Welchen Bedrohungen durch den Menschen ist sie ausgesetzt? Alle diese Fragen und noch viele mehr werden in dem Buch beantwortet oder diskutiert.

Warum war es nun für Sie so wichtig, dass das Buch auch noch auf Englisch erscheint?

Naja – so ist das Buch über eine afrikanische Antilope nicht nur auf den deutschsprachigen Raum begrenzt, sondern erheblich erweitert. Für mich ist es einfach wichtig, dass mein Buch vor allem auch dort gelesen und verstanden wird, wo sich die Tiere auch natürlicherweise aufhalten: in Afrika. Aber die wirtschaftliche Befürchtung stand im Raum, dass sich eine Übersetzung eines Buches aus dieser Reihe nicht gut verkauft. Dennoch habe ich hartnäckig darauf bestanden, dass es zu dieser englischen Ausgabe kommt – und bin auch mit ins finanzielle Risiko gegangen. Gerade wenn ich an meine Forschungszeit in Afrika denke und die Menschen, mit denen ich dort eng zusammenarbeite – wie stark sie sich für den Naturschutz einsetzen – dann war es für mich eine Notwendigkeit. Wir reisen dort hin und nehmen ihre Zeit in Anspruch: Sie zeigen uns „ihre Welt“, also die Savanne und die dort einzigartige Natur. Mit diesem Buch möchte ich auch etwas zurückgeben und ihnen so meinen Respekt erweisen. Alles – auch Schutz und Forschung – startet mit Begeisterung, die mein Buch über die Puku-Antilope entfachen soll.

Wie fühlt es sich an, dieses Wissen als europäische Forscherin zurück nach Afrika zu tragen?

Es fühlt sich vor allem richtig an. Wissenschaft sollte keine Einbahnstraße in den berühmten Elfenbeinturm sein. Ich fahre jetzt bald zum zehnten Mal nach Sambia, wo ich insgesamt fast zwei Jahre meines Lebens verbracht habe. Dort werde ich mittlerweile als „Doctor Puku“ bezeichnet – was sehr wohlwollend gemeint ist und mich mit Stolz erfüllt. Mithilfe von Smartphones und dem Internet klappt die Vernetzung ja auch über die weite Entfernung hinweg ganz gut. Es ist nicht mehr wie vor 15 Jahren, als ich zum ersten Mal dort gewesen bin und es sich weit weg angefühlt hat. Diese Verbindung zu halten und zu stärken ist mir wichtig. Auch im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit engagiere ich mich ehrenamtlich und versuche mein Wissen um die Tierwelt dort der kommenden Generation weiterzugeben. Ich arbeite nicht nur als Biologin, sondern ich bin Biologin mit Leib und Seele – dann mache ich das auch gerne im Rahmen meiner Freizeit. Am Ende gelingt der Schutz der Natur nur gemeinsam, indem wir uns alle einsetzen und dazu zählt auch Wissen zu teilen.

 

Dr. Vera Rduch, Projektkoordinatorin „GBOL III: Dark Taxa“ und Forscherin am LIB. Vera Rduch war schon immer fasziniert der Natur und vor allem von Tieren und so entschloss sie sich für ein Biologiestudium an der Universität Bonn. Nach der Diplomarbeit 2008 folgte die Dissertation – die sie beide am Museum Koenig anfertigte. Für ihre Arbeit über „Populationsstatus und Ökologie der Puku-Antilope in Sambia“ wurde sie 2014 mit dem Dissertationspreis der Alexander Koenig Gesellschaft ausgezeichnet. Ebenfalls seit 2014 arbeitet sie für das German Barcode of Life Projekt (GBOL), ab 2019 als Zentrale Koordination.

 

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