Fünf neue Mausarten in den Bergwäldern Ecuadors entdeckt
Eine der fünf neuen Mausarten: Chilomys percequilloi. © Jorge Brito
Mehr Mäusearten in Ecuador als ursprünglich angenommen: Nach elf Jahren Feldarbeit in den Anden konnte ein Forschungsteam mit Beteiligung des LIB fünf neue Arten der Mausgattung Chilomys beschreiben. Die im Volksmund „Nebelwaldmäuse“ genannten Nager leben in Höhen zwischen 1.200 und 4.050 Metern und weisen einzigartige Spezialisierungen auf. Die Namen der neuen Arten ehren bedeutende Persönlichkeiten.
Die Gruppe von internationalen Expertinnen und Experten der jetzt erschienenen Publikation sammelte eine beträchtliche Anzahl von Individuen der Maus-Gattung Chilomys. Die kleinen Tiere, auch „Nebelwaldmäuse“ genannt werden, sind schwer zu fangen, weshalb die umfangreichen Feldstudien mehrere Jahre dauerten. “Wir haben mit umfassenden Methoden nachweisen können, dass es sich bei der bisher in Ecuador als Chilomys instans bezeichneten Art tatsächlich um einen Komplex handelt, der mindestens fünf neue Arten umfasst”, erläutert Dr. Claudia Koch, Kuratorin der Herpetologie am LIB, Museum Koenig Bonn. Grundlagen waren genetische Untersuchungen, morphometrische Analysen und dreidimensionale Schädel-Rekonstruktionen, die mittels Computertomographie-Aufnahmen angefertigt wurden.
Die Gattung Chilomys bestand vor den jüngsten Entdeckungen aus zwei Arten: C. fumeus, deren Ausbreitung auf die nördlichsten Anden in Kolumbien und Venezuela beschränkt ist, und C. instans, der Typusart der Gattung, die von Zentralkolumbien bis Nordperu vorkommt. Die neuen Ergebnisse deuten laut den Forschenden auch darauf hin, dass Chilomys wahrscheinlich in weiten Teilen Kolumbiens und Perus sich vielfältiger entwickelt hat als bislang angenommen, was eine Revision der gesamten Gattung erforderlich macht.
Die Namen für die neuen Arten wählten die Autoren als Hommage an verschiedene Persönlichkeiten aus: Chilomys carapazi von der Westflanke der Anden zu Ehren von Richard Carapaz, einem ecuadorianischen Radprofi, der wie diese neue Art aus der Provinz El Carchi stammt. Chilomys georgeledecii, ebenfalls aus dieser Provinz, wurde zu Ehren des tschechisch-amerikanischen Naturschützers George Ledeci benannt, in Anerkennung seiner Bemühungen um den Schutz und die Erhaltung der Wälder in den Anden Ecuadors. Chilomys neisi lebt zwischen den Provinzen El Oro und Zamora Chinchipe und wurde der ecuadorianischen Olympiasiegerin im Gewichtheben, Neisi Dajomes, gewidmet. Chilomys weksleri, die in den Ausläufern der Westkordillere der zentralen Anden zwischen den Provinzen Pichincha und Cotopaxi verbreitet ist und Chilomys percequilloi, die in mehreren Orten in den Provinzen Napo bis Morona Santiago an der Ostflanke der Anden vorkommt, wurden zu Ehren der brasilianischen Nagetierspezialisten Marcelo Weksler und Alexandre Percequillo benannt, welche sich um die Erforschung der Säugetiere in der Neotropis verdient gemacht haben.
Die Autoren der Studie schließen ihre Untersuchung mit dem Hinweis, dass die neu entdeckte Vielfalt auf allopatrische Speziation (Speziation durch geografische Isolation) zurückzuführen ist, die mit den Auswirkungen der quartären Gletscherzyklen auf die Vegetationsgürtel zusammenhängt. Die Gattung Chilomys entpuppt sich als eine Gruppe morphologisch unverwechselbarer Anden-Nagetiere, die einzigartige Spezialisierungen aufweist, welche mit der Stellung der Schneidezähne zusammenhängen und vermutlich auf eine Ernährungsweise hindeutet, die auf Wirbellose spezialisiert ist.
Kontakt
Dr. Claudia Koch
LIB, Museum Koenig Bonn
Kuratorin Herpetologie
Leiterin Tierhaltung
c.koch@leibniz-lib.de