Museum Koenig eröffnet „Regenwald – Das Kronendach“ und „Regenwald im Netzwerk“
Mantelaffe © Barbara Frommann
Das Museum Koenig Bonn eröffnete am 15. Dezember 2022 vormittags in Anwesenheit der leitenden Ministerialrätin Dr. Christiane Fricke, Ministerium für Kultur und Wissenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen, Ministerialdirigent Dr. Stefan Johannes Stupp, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Bernhard Misof, Generaldirektor des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) und Helmut Stahl, Präsident der Alexander-Koenig Gesellschaft e.V., die neuen Ausstellungen „Regenwald – Das Kronendach“ und „Regenwald im Netzwerk“.
Mit den aufwändigsten Arbeiten, die das Museum Koenig Bonn seit seiner Eröffnung im Jahre 1934 betrieben hat, zeigt die Schau die Bedeutung des tropischen Regenwalds für die Erhaltung der biologischen Ressourcen für kommende Generationen. Gemeinsam zerschnitten alle Beteiligten symbolisch ein rotes Band und gaben damit grünes Licht für die Besichtigung der Ausstellungen durch die breite Öffentlichkeit ab Freitag, 16. Dezember 2022.
Ergänzt wurde der morgendliche Festakt durch eine zweite, große Eröffnungsfeier mit etwa 400 geladenen Gästen am Abend. Grußworte überbrachten Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Melanie Grabowy Bürgermeisterin der Stadt Bonn, Prof. Dr. Martina Brockmeier, Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft per Videobotschaft, und Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz ebenfalls per Videobotschaft.
“Als Forschungsmuseum machen Sie komplexe wissenschaftliche Themenfelder im Wortsinne “anschaulich”. Damit können Sie ein breites Bewusstsein für Gegenwartsthemen schaffen, die uns alle betreffen und mit denen wir uns alle auseinandersetzen müssen”, führte Fricke aus. Gleichzeitig drückte sie ihre Anerkennung dafür aus, dass die Ausstellungen Jung und Alt viel Spaß bringen.
“Es gilt Fake-News entgegenzustehen und Wissenschaft und Gesellschaft zu verbinden. Eigentlich ist der Regenwald eine schöne Metapher für die Vermittlungs- und Kommunikationsarbeit der Forschungsmuseen: Denn so, wie man hier im Museum Koenig Bonn nun durch ein – normalerweise – undurchdringliches Ökosystem spazieren kann, so unterstützen die acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft jährlich mehrere Millionen Besucherinnen und Besucher bei ihrer Orientierung im Dschungel der wissenschaftlichen Informationen und im Dickicht der wissenschaftlichen Erkenntnisse”, ergänzte Stupp.
“In unseren Ausstellungen stellen wir unsere Forschungsarbeit zu Fragen der Biodiversität leicht verständlich dar”, erläuterte Misof das Ziel, die Ausbeutung und Werthaltigkeit der Natur einer breiten Öffentlichkeit nahe zu bringen. “Die acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft haben sich zu internationalen Rollenmodellen entwickelt und sind aktiv im Capacity Building besonders auch im globalen Süden aktiv”, ergänzte er. Die Darstellung von Lebensräumen in unseren Ausstellungen sei zukunftsweisend und einmalig. “Wir nehmen ganz in unserem Auftrag sowohl im Museum Koenig Bonn als auch im Museum der Naturkunde Hamburg die Bedrohung der Artenvielfalt ins Visier und entwickeln ein Verständnis für die Auswirkungen des Anthropozäns“, führte Misof weiter aus. Die Folgen der Eingriffe des Menschen in die Natur sind vielfach spürbar. Hier in Deutschland wie überall. Die Herangehensweisen zur Umsetzung von Ausstellungen und die Aktivitäten im Wissenstransfer seien im Kontext der Spitzenforschung des LIB wegweisend.
“Durch die Einbindung der Kommunen, privater Stiftungen und Bonner Bürgerinnen und Bürger hatten wir die Möglichkeit, die Zivilgesellschaft partizipativ am Entstehungsprozess der Ausstellung teilnehmen zu lassen”, freute sich Stahl darüber, das Museum Koenig Bonn erfolgreich bei der Umsetzung der Ausstellungen unterstützt zu haben.
Es ist nicht einfach, so bedrohliche Themen wie den Biodiversitätsverlust anzusprechen und gleichzeitig den Spaß am Ausstellungsbesuch aufrecht zu erhalten. Hier, in diesem Falle, ist das sehr gelungen”, erläuterte Dr. Thomas Gerken, Ausstellungsleiter am Museum Koenig Bonn in seiner Führung durch die Exposition.
In der Stadt Bonn und in Nordrhein-Westfalen sind die Forschungen und Ausstellungen des Museum Koenig Bonn inhaltlich wie örtlich gut aufgehoben, denn als UN-Stadt hält Bonn den Nachhaltigkeitsgedanken hoch. Denkt man nur an das internationale Sekretariat zum Biodiversitätsschutz (IPBES), an die Koordinierung des Weltklimarats in Bonn, an das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Festlegungen zum Klima und Biodiversitätsschutz im Koalitionsvertrag NRW. Zusammen mit der Exzellenzuniversität Bonn und weiteren Akteuren in der Region existiert ein enormes Potential zur Lösung großer gesellschaftlicher Herausforderungen und zur Ausbildung zukünftiger Generationen. “Ich wünsche mir heute daher quasi als Weihnachtswunsch einen erfolgreichen Abschluss der COP 15 und einen gemeinsamen Bonner Think Tank zur Biodiversitätsforschung. Und vor allem wünschen wir uns, dass das Zusammenkommen mit unseren Gästen im reellen und virtuellen Raum unbeschwerter als im Moment möglich sein möge”, schloss Misof seine Rede.
Beim abendlichen Festakt ging es vor 400 Gästen weiter mit Glückwünschen zur gelungenen Ausstellungsumsetzung.
“Eigentlich liegt der Schwerpunkt der Förderung des Landschaftsverbandes Rheinland im sozialen Bereich, in der Förderung des kulturellen Erbes des Rheinlandes und im Archivwesen“, gab Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland an. Doch in diesem besonderen Fall sind die herausragende Forschung und die große Vermittlungskompetenz des Museum Koenig Bonn ausschlaggebend gewesen, Gelder zur Verfügung zu stellen, um die Strahlkraft des Museum Koenig Bonn als Highlight im schönen Rheinland zu stärken.
“Ich bin voller Hoffnung, dass nun auch Schülerinnen und Schüler den Regenwald nicht mehr nur aus dem Schulbuch kennen werden. Gleichzeitig sind wir stolz auf das Museum Koenig Bonn als historischen Ort und auf dessen exzellente Forschung” machte Melanie Grabowy, Bürgermeisterin der Stadt Bonn, deutlich.
“Ein Leibniz-Forschungsmuseum basiert auf der Interaktion der drei Säulen Forschung, Sammlung und Wissenstransfer. Die Interaktion dieser drei Säulen finden Sie in den neuen Ausstellung par excellence abgebildet”, lobte Prof. Dr. Martina Brockmeier, Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft.
“Mit der nationalen Biodiversitätsstrategie werden die hoffentlich auf der Weltnaturkonferenz erzielten Ziele auf die nationale Ebene übertragen. Es gibt noch erheblichen Forschungsbedarf. Das LIB nimmt diesen Auftrag wahr und leistet wertvolle Grundlagenforschung. Dabei geht es auch um die Rolle von Organismen in einem Ökosystem – und oft genug um einen potentiellen Nutzen für uns Menschen”, betonte Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz. Beispiele für diesen Nutzen sind auch in der Ausstellung zu finden.
Auf ca. 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche im für das Museum Koenig Bonn bewährten, naturgetreuen Inszenierungsstil und einem „Canopy-Walk“ können die Besuchenden „mit allen Sinnen“ erfahren, warum die Regenwälder unserer Erde auch für uns in Europa wichtig sind und unseren Schutz benötigen. Zwei riesige Glasvitrinen mit über 80 Quadratmetern Grundfläche und 3,5 Metern Höhe schaffen mittels über 70.000 naturgetreu nachgebildeten Blättern die Illusion, mitten in Bonn einen exotischen Lebensraum betreten zu können. Eine spektakuläre virtuelle Fahrt vom Unterholz bis ins Kronendach des Regenwaldes wurde mittels 360°-Filmaufnahmen erstellt. Durch Virtual-Reality-Brillen ist das fast realistische Eintauchen in die Lebenswelt vom Boden bis in die Wipfel des Tropenwaldes möglich.
Ein Regenwald-Verbrauchertisch erläutert in optisch und haptisch leicht erfassbarer Form, dass unsere Handlungsweisen hier vor Ort direkt den Status der Regenwaldregionen beeinflussen. Insgesamt können sechs interaktive und multimediale Stationen erkundet werden: In „Schatzkisten“ werden Objekte aus dem Regenwald in Szene gesetzt, deren Nutzen für den Menschen sich erst auf den zweiten Blick unter einer Magic Switch Foil offenbart. Zusätzliche spannende Projektionen zum Artenverlust, Animationsfilme und “Tu Du´s für den Regenwald” Mitmachstationen ergänzen das Erlebnis. „Menschenhohe“ Monitore irritieren zunächst. Doch dann können die Besuchenden verschiedenen Personen gegenübertreten, deren Leben unmittelbar mit dem Regenwald verbunden ist, oder die sich aus anderen persönlichen Gründen für den Regenwald engagieren.
Das Ausstellungskonzept für die gesamten Dauerausstellungsbereiche nimmt inhaltlich die aktuelle Brisanz der Biodiversitätskrise als großes gesellschaftliches Thema auf. Erst jetzt, bei der Weltbiodiveriätskonferenz in Montreal, hat sich gezeigt, dass noch lange nicht genug passiert ist, um den Planeten Erde nachhaltig bewohnen zu können.
Die Ausstellungen wären nicht umsetzbar gewesen ohne die Finanzierung über den gemeinsamen Aktionsplan der acht Leibniz-Forschungsmuseen. Außerdem wurde die Realisierung großzügig vom Landschaftsverband Rheinland unterstützt. Zusätzlich haben die NRW-Stiftung Umwelt und Entwicklung und die Wirtschaftskanzlei Ebner Stolz finanziell gefördert. Der Förderverein des Museum Koenig, die Alexander-Koenig-Gesellschaft e.V., hat seit vielen Jahren den Aufbau der Regenwaldausstellung als “Herzensprojekt” unterstützt. Mit der Hilfe des Vereins haben sich viele Bonnerinnen und Bonner über Spenden und Patenschaften am Aufbau beteiligt. Darüber hinaus hat der Verein die Einwerbung von Sponsorengeldern von Firmen, Organisatoren und weiteren Geldgebern übernommen.
VR Kronendachfahrt © Barbara Frommann