Nachruf auf Dr. habil. Gesa Hartmann-Schröder

Ein Scherenschnitt von Gesa Hartmann-Schröder (1931 – 2022) aus dem Jahr 1965. © Archiv, LIB

 

Die hochgeschätzte Hamburger Wissenschaftlerin, Gesa Hartmann-Schröder, verstarb im Alter von 91 Jahren. Ihr Lebenswerk prägt die Arbeit in der Ringelwürmer-Sammlung des LIB noch heute. Wir gedenken ihr und ihrer wissenschaftlichen Leistungen. Ein Nachruf von Dr. Jenna Moore, Leiterin der Sektion Annelida (Ringelwürmer) am LIB in Hamburg.

Dr. habil. Gesa Hartmann-Schröder war eine Expertin für die Systematik und Taxonomie der Polychaeten (marine Anneliden) und arbeitete von Mitte der 1950er Jahre bis zu ihrer Pensionierung 1996 in der Taxonomischen Arbeitsgruppe am Institut der Universität Hamburg und Zoologischen Museum, aus dem das heutige Museum der Natur Hamburg hervorging. Während ihrer einzigartigen Karriere wurde sie zur produktivsten Polychaeten-Taxonomin der Geschichte, mit insgesamt 518 beschriebenen Arten in mehr als 100 Publikationen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, Prof. Dr. Dr. h.c. Gerhard Hartmann, einem Spezialisten für Muschelkrebse, unternahm sie zahlreiche Expeditionen – wie nach Südamerika, Afrika, Australien und in die Antarktis. Mindestens 20 Arten und drei Gattungen wurden ihr zu Ehren benannt, was ihren wesentlichen Beitrag zur Forschung widerspiegelt.

Eine der wenigen publizierten Aufnahmen von Gesa Hartmann-Schröder mit ihrem Ehemann Gerhard aus dem 92. Band von „Mitteilungen aus dem Hamburgischen Zoologischen Museum und Institut“.  © Archiv, LIB

 

Im Jahr 1995 erschien in den „Mitteilungen aus dem Hamburgischen Zoologischen Museum und Institut“ (92. Band) eine Sonderausgabe zu Ehren der Hartmanns, herausgegeben und mit Vorwort versehen von Dr. Dietmar Keyser und Prof. Dr. Robin Whatley. Der Band enthält neben Forschungsbeiträgen und Erinnerungen, auch einen anschaulichen Bericht über die Reise des Ehepaars im Jahr 1987 in die Wildnis Alaskas, geschrieben von ihrem Freund und Reisebegleiter Prof. Dr. Claus-M. Naske. Nach ihrem Arbeit am Zoologischen Museum und Institut im Jahr 1996, kehrten sie und ihr Mann in seine Heimatstadt Goslar im Harz zurück. Dort verstarb Gerhard Hartmann im Jahr 2010. Gesa Hartmann-Schröder verstarb in diesem Jahr, am 5. Juni 2022.

Gesa Hartmann-Schröders sehr bedeutende und umfangreiche Sammlungsbestände verbleiben in der Obhut der Sektion Annelida des Museums der Natur Hamburg am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB). Ihr wissenschaftliches Vermächtnis umfasst wichtige weltweite Aufzeichnungen und Artbeschreibungen der Polychaeten, die bereits mehrere Generationen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beeinflusst haben. Ihre beiden Bände „Polychaeta“, die in der Reihe „Die Tierwelt Deutschlands“ erschienen sind, gelten in der Fachwelt nach wie vor als wichtige Referenz für die Annelidenvielfalt in Nord- und Ostsee.

Sie war eine äußerst versierte Forscherin und eine inspirierende Persönlichkeit für mich als Frau in der Wissenschaft. Ihre Typensammlung hat die Annelida-Sammlung am LIB zu einer der bedeutendsten der Welt gemacht. Ihre gesammelten Exemplare werden noch viele Jahre lang gepflegt und für die Forschung erhalten bleiben. Hartmann-Schröder wird von ihren Studenten und Kollegen in der Anneliden-Forschungsgemeinschaft nicht nur wegen ihrer beträchtlichen und bemerkenswerten wissenschaftlichen Beiträge und Leistungen in Erinnerung bleiben, sondern auch als intelligente, warmherzige, großzügige und hilfsbereite Kollegin, Mentorin und Lehrerin.

 

Dr. Jenna Moore

 

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