Unser Schatz des Monats trägt einen großen Namen
©Jörg Freyhof
Das Zeitalter der Neuentdeckungen von Arten hält an. Auch wenn wir denken, dass die Wirbeltiere dieser Erde so ziemlich alle bekannt sein müssten, sind insbesondere in weniger gut untersuchten Gebieten noch viele unbekannte Arten zu finden. Benannt wurde unser Schatz, Seminemacheilus attalicus, nach dem Attalidenkönig Attalos.
Auch können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Beispiel aufgrund ungenauer Datenlage Arten falsch beschrieben haben. Solche Fehler können mittels moderner Methoden wie DNA-Analysen entdeckt und revidiert werden. Hilfreich und nötig sind dabei immer noch die klassischen Methoden der Klassifizierung von Arten.
2020 beschrieb ein Team aus türkischen und deutschen Forschenden drei neue Süßwasserfischarten der Bachschmerlen-Gattung Seminemacheilus. Seminemacheilus attalicus, die hier gezeigte eine der drei neuen Spezies, zeichnet sich durch eine leicht eingekerbte Schwanzflosse, eine zentrale Pore im sogenannten supratemporalen Kanal am Kopf und einem marmorierten Flankenmuster aus. Der zweite Teil des Namens bezieht sich auf das Pergamenische Königreich der Attaliden (241 bis rund 185 vor Christus), das vom Sohn des Makedonen Attalos gegründet wurde.
Seminemacheilus attalicus kommt im sogenannten Kırkgöz-Entwässerungsgebiet vor, einem Gebiet, das sich nordwestlich der Hochebene von Antalya befindet. Der Wasserfluss aus den Kırkgöz-Quellen bildet über ein komplexes System Seen und Sümpfe. Alle drei neu entdeckten Arten kommen kommen ausschließlich (endemisch) in Zentralanatolien vor. Seminemacheilus ekmekciae ist im Einzugsgebiet des Tuz-Sees und Seminemacheilus tubae in den Flüssen um den Beyşehir-See verbreitet. Im Rahmen der Untersuchungen wird der früher beschriebenen Spezies Seminemacheilus dursunavsari aus dem Göksu Fluss der Artstatus aberkannt und S. tubae zugeordnet.
Die anatolische Halbinsel ist das Herzstück des türkischen Staatsgebiets. Umgeben von mehreren Meeren (Mittelmeer, Ägäis, Marmara und Schwarzes Meer), weist Anatolien eine große Vielfalt an unterschiedlichen Landschaften auf und hat damit auch eine hohe Artenvielfalt. Die Quellen und Flüsse des anatolischen Hochlands liefern reichlich Wasser an das umliegende Tiefland und sind ein Paradies für Fische.