Mischfruchtanbau bietet Insektenschutz ohne Ertragsverluste
Viele Feldversuche mit unterschiedlichen Faktoren zeigen: Setzen Landwirte im Mischfruchtanbau auf eine höhere Diversität bei den Nutzpflanzen, steigt die Menge und Vielfalt der Gliederfüßer – wie Insekten, Spinnen- und Krebstiere. © Taskscape Associates Ltd.)
Wie können wir den drastischen Rückgang der Artenvielfalt stoppen? Eine aktuelle Studie unter Federführung des Leibniz-Institutes zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) zeigt Lösungsmöglichkeiten für Agrarlandschaften. Die Untersuchungen belegen, dass Mischfruchtanbau die Vielfalt von Insekten und anderen Gliederfüßlern in der Landwirtschaft fördert, ohne die Erträge zu beeinträchtigten. Die Studie wurde jetzt im Fachmagazin Ecological Solutions and Evidence veröffentlicht.
Gliederfüßler (Arthropoden) spielen in Ökosystemen eine besonders wichtige Rolle. Bislang fehlte es an strategischen Experimenten, wie sich Gliederfüßler in einem diversen Nutzpflanzen-Umfeld entwickeln und auf den Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft reagieren. Versuche im Ackerbau haben nun gezeigt, dass sich eine höhere Pflanzen-Biodiversität positiv auf die artenreiste Organismengruppe auswirkt, zu denen Insekten, Tausendfüßer sowie Krebs- und Spinnentiere zählen.
In der betreffenden Studie haben Forschende des LIB, der Universität Münster und der Universität Bonn untersucht, wie sich die Diversität und die Arten der Nutzpflanzen sowie der Einsatz von Agrochemikalien – jeweils in unterschiedlichen Kombinationen und mit verschiedenen Faktoren – auf die Biodiversität von Arthropoden auswirken. Außerdem wurde der Aufwuchs von Unkräutern und die Biomasse der Nutzpflanzen gemessen.
Die Ergebnisse zeigten, dass eine höhere Nutzpflanzen-Diversität im Mischfruchtanbau einen positiven Effekt auf die Menge und Vielfalt der Arthropoden hatte, unabhängig von der Landnutzungsintensität. Insbesondere Mischkulturen mit Ackerbohne, Saat-Lein oder Sommerraps wiesen eine besonders hohe Arthropoden-Biodiversität auf. So zeigte sich auch, dass üppig blühende Pflanzen für Arthropoden attraktiver waren als Hülsenfrüchte oder Getreide.
„Durch die Umstellung von Teilen unserer Monokulturen auf Mischkulturen könnten wir den Blütenbesuch von wenigen Tausend auf bis zu 1,5 Millionen Insektenbesuche pro Hektar erhöhen und somit wahrscheinlich auch Ökosystemdienstleistungen wie Bestäubung oder biologische Schädlingskontrolle indirekt fördern“, bilanziert Christoph Scherber, Stellvertretender Direktor des LIB. „Der Mischfruchtanbau erweist sich somit als vielversprechende Strategie gegen den Rückgang von Insekten in Agrarlandschaften. Damit ließen sich auch ausgedehnte Monokulturen aufwerten und als lebenswerte Landschaftsmatrix erhalten. Durch die Förderung der Artenvielfalt auf breiter Fläche können wir auch in der intensiven Landwirtschaft die Zukunft der Artenvielfalt sichern.“
Ecological Solutions and Evidence, Originalstudie: https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/2688-8319.12267
Kontakt:
Museum Koenig Bonn
Leibniz Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB)
Prof. Dr. Christoph Scherber
Stellvertretender Direktor LIB
c.scherber@leibniz-lib.de
+49 (0)228 9122 450
www.leibniz-lib.de