Unser Schatz des Monats: Die Larve der Geflecktflügligen Ameisenjungfer
Wird in seiner Larvenform auch Ameisenlöwe genannt: Unser Schatz des Monats. © LIB, W. Krings
Schwirrt die Geflecktflüglige Ameisenjungfer durch unsere Gärten, dann hat sie den größten Teil ihres Lebens bereits hinter sich. Bevor sie nur wenige Tage in ihrer ausgewachsenen Form herumfliegt, um sich zu paaren, lebt sie etwa zwei Jahre lang in ihrem Larvenstadium – auch umgangssprachlich als Ameisenlöwe bekannt. Was diesen Schatz für unsere Forschenden so wertvoll macht, ist die Beschaffenheit ihrer Kiefer, die sie sich für eine Studie ganz genau angesehen haben.
Ameisenlöwen sind Lauerjäger, die in ihren trichterförmigen Sandnestern auf den richtigen Moment warten, um ihre Beute zu erlegen. Läuft beispielsweise eine Ameise zu nah an diesen Sandtrichter heran, wird sie von dem Ameisenlöwen mit Sand beschmissen, damit sie den Halt verliert und immer weiter zum Abgrund rutscht: Hier wartet unser Schatz mit seinem verhältnismäßig riesigen Kiefer, um seine Mahlzeit in Empfang zu nehmen.
Diese Mundwerkzeuge der etwa 1,5 Zentimeter großen Insekten bestehen aus zwei Teilen, die in ihrer Form unterschiedlich sind: Mandibeln und Maxillen. Diese liegen beide übereinander und erfüllen ganz unterschiedliche Aufgaben bei der Jagd nach Beute. Während die Mandibeln zum Einklemmen und Durchstoßen von beispielsweise Insektenpanzern gemacht sind, verwendet unser Schatz die Maxille, um Gift und Enzyme in seine Beute zu injizieren und sie später sprichwörtlich von innen aufzusaugen.
Wencke Krings, assoziierte Forscherin am LIB, war vor allem von der Härte der Mandibelspitzen fasziniert: „Mithilfe von Lasermikroskopie konnten wir ermitteln, wie hoch die Anzahl an Metallen in dem Kiefer der Larve ist, denn je höher die Konzentration ist, desto fester ist das Material, aus dem er zusammengesetzt ist.“ Hier fiel den Forschenden ein besonders großer Unterschied zwischen den Mandibeln und Maxillen bei unserem Schatz des Monats auf: Während die Spitze der Mandibel sehr hart und fest ist, ist die Spitze der Maxille weich und flexibel. Wird Druck auf den Kiefer, beispielsweise bei dem Greifen von Beute, ausgeübt, dann öffnet sich die Maxille und kann in der Folge entweder Gift und Enzyme abgeben oder Nahrung aufnehmen.
Um die mechanischen Eigenschaften der Kiefer zu messen, wurde auf sie Druck ausgeübt, um zu schauen, wie stark sie belastet werden können und wie leicht sie in übliche Beutetiere eindringen können. Zudem fand das Team auch einen Zusammenhang zwischen der Härte der Mundwerkzeuge und der Beschaffenheit des Chitins der Kiefer. Krings nimmt an, dass der Härtegrad der Mundwerkzeuge davon abhängig ist, welche Metalle sie beinhaltet.
Die Studie wurde jüngst von dem Fachmagazin Zoomorphology mit dem Reinhard Rieger Award 2024 ausgezeichnet. Der Preis geht jährlich an eine Studie aus dem Magazin, das sich durch besonders integrative oder vergleichende Methodik und Bearbeitung eines Projektes auszeichnet. Neben einem Geldpreis erhält das Forschungsteam auch die Möglichkeit, ein Bild als Cover des Magazins auszuwählen. Wir können verraten: Unser Schatz des Monats wird darauf seinen beeindruckenden Kiefer präsentieren.