Aktionsplan für den Biodiversitäts-Hotspot Kaukasus
Prof. Dr. Bernhard Misof spricht auf der Podiumsdiskussion über die bedrohte Vielfalt der einzigartigen Fauna und Flora des Kaukasus und den gemeinsamen Aktivitäten des LIB und der ISU vor Ort. V.l.n.r.: Prof. Nino Doborjginidze, Rektorin ISU; Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär; Prof. Dr. Bernhard Misof, LIB; Carl Amirgulashvili, Ministerium für Umwelt und Agrar ©Ilia State University, Tbilisi, Georgia
Ein Aktionsplan soll die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Georgien im Bereich Biodiversitätsforschung stärken. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft (BMBF) reiste Bernhard Misof, Generaldirektor des LIB, als Leiter der Delegation in den Kaukasus, um dort den Aktionsplan und die Gefährdung der globalen Biodiversität zu diskutieren.
Der aktuelle Koalitionsvertrag der Bundesregierung sieht den weiteren Ausbau der Partnerschaften mit verschiedenen Institutionen in der Kaukasusregion vor. Das LIB unterhält mit dem „Caucasus Barcode of Life“ (CaBOL) Projekt eines der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekte in der Region und ist seit über zehn Jahren eng mit der Ilia State University in Tbilisi, Georgien (ISU) verbunden.
Der Kaukasus und seine angrenzenden Gebiete gehören zu den biologisch vielfältigsten Regionen der gemäßigten Zone. Wälder, Feuchtgebiete, Steppen, Hochgebirge und die Übergangsregionen bieten eine Vielzahl an Ökosystemen mit zahlreichen endemischen und noch unbekannten Arten. Zum Beispiel der Persische Leopard aber auch das Gmelin-Mufflon, der Kaukasische Steinbock oder das kaukasische Birkhuhn kommen nirgendwo sonst auf der Welt vor. Ein noch intakter Lebensraum, den es zu schützen gilt.
In den letzten Jahren haben Forschende des LIB zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Georgien und Armenien bereits zahlreiche neue Tierarten entdeckt oder zum ersten Mal für die Region nachgewiesen. Ein wichtiger Baustein der Kooperation ist der Austausch von Studierenden und die Betreuung von Abschlussarbeiten. So unterstützt das LIB, Kapazitäten und Expertise vor Ort aufzubauen, um eine nachhaltige Entwicklung der Region zu fördern.
Die geopolitischen Spannungen in der Region haben die gemeinsamen Projekte des LIB und der ISU aber nun bereits mehrfach beeinflusst: Feldarbeit in den beiden von Russland besetzten Regionen in Georgien (Abchasien und Südossetien) ist grundsätzlich nicht möglich und eine Annäherung an die Demarkationslinien problematisch; hinzu kommt der kriegerische Konflikt um Bergkarabach zwischen Armenien und Aserbaidschan in 2020, der normales wissenschaftliches Arbeiten unmöglich machte.
In Anbetracht des russischen Angriffskrieges gegen die ukrainische Bevölkerung und dessen geopolitischer Auswirkungen auf die ganze Region hat das Anliegen der Bundesregierung an Bedeutung gewonnen. In gemeinsamen Förderprojekten sollen globale Herausforderungen im Bereich Biodiversität, Klimawandel und nachhaltige Wasser- und Energieversorgung sowie der Zugang zum europäischen Forschungsrahmenprogramm bearbeitet werden. Das LIB stellt dabei einen zentralen und im Kaukasus gut vernetzten Ansprechpartner dar, der auch in Zukunft in der Region aktiv sein wird und dessen Ziel es ist, an der Entwicklung von Infrastruktur für Biodiversitätsmonitoring und für den Umwelt- und Naturschutz in Georgien und Armenien mitzuarbeiten.
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