Ideen, Spaß und Nachdenkliches beim ersten Tag der Artenvielfalt im Bürgerpark Unkel
LIB Generaldirektor Bernhard Misof bei seinem Vortrag während des ersten Tag der Artenvielfalt im Bürgerpark Unkel. © LIB, R. Moenikes-Peis
Trotz der Backofentemperaturen am 8. Juli fanden sich etwa 70 Naturbegeisterte aller Altersgruppen im Bürgerpark Unkel ein und nahmen an einem abwechslungsreichen Programm rund um die Welt der Insekten teil. Organisiert wurde das Ganze von „Gemeinsam für Vielfalt e.V.“. Exkursionen, Informationen und Ideen, die zeigten, wie wir selbst aktiv werden können, wurden begeistert vom Publikum angenommen.
Mit Dr. Björn Rulik vom Museum Koenig Bonn und Dr. Thomas Wagner von der Universität Koblenz machten sich die Kinder mit Keschern und Becherlupen auf die Jagd nach Insekten in den verwilderten Bereichen des Parks. Mit großem Erfolg: anschließend berichteten die Expeditionsteilnehmer begeistert von gefangenen – und wieder freigelassenen – Laufkäfern, Wanzen, Schmetterlingen, Schwebfliegen und vielen weiteren Insekten.
Der Unkeler Naturforscher Michael Stemmer demonstrierte die Folgen der Klimaveränderungen am nahegelegenen Stuxberg: Hier findet sich gut die Hälfte der in Deutschland vorkommenden Tagfalterarten. Viele Arten allerdings, bekannt aus vergangenen Jahren, sind nicht mehr zu finden – vermutlich aufgrund der zunehmenden Trockenheit. Stattdessen werden nun vermehrt Arten gefunden, die besser mit dem wärmeren Klima zurechtkommen.
Dr. Vera Rduch zeigte kleine und große Insekten in Form von Modellen sowie Präparaten unter dem Binokular und erklärte den interessierten Teilnehmenden, mit welchen Methoden Insekten heutzutage erforscht werden.
Im Rahmen von Kurzvorträgen wie beispielsweise von LIB-Generaldirektor Bernhard Misof erfuhren Zuhörende, dass bereits die jetzt heranwachsende Generation die drohenden Klimaveränderungen deutlich zu spüren bekommen wird und mit weniger bewohnbarer Fläche auskommen muss.
Schneewittchens Giftapfel ist Realität: anschaulich berichtete Dr. Thomas Wagner vom exzessiven Einsatz von Pestiziden beim konventionellen Obstanbau. Er ermunterte das Publikum, die Herkunft von Lebensmitteln kritisch zu hinterfragen und mit dem Einkaufsverhalten Einfluss auf die Landwirtschaft zu nehmen.
Die Ausrottung der Spatzen durch das Mao-Regime in den 1960er Jahren führte zu einer Hungersnot – heute führt ähnlich kurzsichtiges und profitorientiertes Handeln die Menschheit in die schlimmste Krise ihrer Geschichte – Existenzbedrohung durch Verlust der Biodiversität, so Dr. Ignacio Campino.
Die Journalistin und Autorin Sigrid Tinz forderte ein bundesweites Verbot der Anlage von „Schottergärten“ und die konsequente Umsetzung des Rückbaus vorhandener Anlagen.
Ehrenamtliches Engagement ist für Dipl.-Biologe Stefan Kolling, Biotopbetreuer und Naturschutzmanager für den Kreis Neuwied, ein unverzichtbarer Faktor bei der Biotopflege, dies entlässt jedoch die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger keinesfalls aus ihrer Verantwortung.
Alle Vortragenden und Teilnehmenden der abschließenden Podiumsdiskussion waren sich einig, dass die menschengemachte Katastrophe nur mit sofortigem konsequentem Handeln auf allen Ebenen eventuell noch abzufangen ist. Dies setzt voraus, dass die Politik das Thema endlich wirklich ernst nimmt, und dass wir alle endlich Verantwortung für unser Handeln übernehmen und das eigene Konsumverhalten überdenken.