Unser Schatz des Monats: Der Sandohrwurm
Dieser Sandohrwurm hat einmal in Hamburg gelebt: Ein 3D-Scan unseres Schatz des Monats. © LIB, Pamin
Einige glauben, er krieche uns ins Ohr, manche würden ihn sogar als „Kneifer“ bezeichnen – unser Schatz des Monats ist der größte in Deutschland lebende Ohrwurm: der Sandohrwurm. Gefunden wurde er 1940 in Boberg in Hamburg, wo er mittlerweile vermutlich ausgestorben ist. Anderenorts – wie in Brandenburg oder Südeuropa – kommt unser Schatz hingegen noch in feuchten, sandigen Gebieten vor.
„In den nächsten Jahren möchten wir herausfinden, ob es den Sandohrwurm nicht vielleicht doch noch in Hamburg gibt“, sagt Dr. habil Martin Husemann, Leiter der Sektion Hemimetabola & Hymenoptera am Museum der Natur Hamburg. Derzeit sei sein Ziel, einen Typenkatalog einer der größten deutschen Ohrwurm-Sammlung zu erstellen und zudem die lokalen Funde von Arten zu nutzen, um eine Gefährdungseinschätzung für Hamburg zu machen: „Aus all unseren Exemplaren von Ohrwürmern in der Sammlung wollen wir eine „Rote Liste“ für Hamburg entwickeln und prüfen, welche Arten in Hamburg vorkommen und wie ihr Schutzstatus ist.“ Insgesamt finden sich in der Sammlung um die 300 verschiedene Arten, immerhin mehr als 10 Prozent der weltweit rund 2.000 bekannten Arten.
Der Sammlungskasten im Museum der Natur Hamburg mit den Sandohrwürmern. © LIB, Steinkröger
Es gibt insgesamt sieben heimische Arten – von denen zwei vor allem in Gebirgen vorkommen. In Hamburg können wir immer noch den Gebüsch-, den Wald-, den Gemeinen Ohrwurm finden; der Kleine Ohrwurm sei laut Husemann zu erwarten. Wem unser Schatz oder der ebenfalls seltene Kleine Ohrwurm in Hamburg über den Weg krabbelt, kann sich bei Martin Husemann melden und so seine zukünftige Forschung unterstützen.
Während der kleinste Ohrwurm nur wenige Millimeter groß wird und sich gerne in Misthaufen aufhält, findet sich unser zwei bis drei Zentimeter großer Schatz in sandig-feuchten Plätzen. Aus diesem Grund glaubt Martin Husemann, dass die Naturschutzgebiete in Hamburg – die Binneninsel Neßsand sowie die Boberger Dünen – wo die Art historisch gefunden wurde, ein gutes Potenzial haben, ihn dort wiederzuentdecken.
Generell wissen Forschende nur wenig über Ohrwürmer, obwohl sie laut Husemann einen wichtigen Platz im Ökosystem einnehmen. Beispielsweise hat auch unser Schatz Flügel – doch obwohl er fliegen kann, tut er das wohl nur selten. Zudem ist diese Art so variabel in ihren Körperstrukturen, dass viele Formen ursprünglich unter anderen Namen beschrieben wurden. Seine charakteristischen Zangen nutzt unser Schatz vor allem, um seine Flügel auszufalten und auch bei der Paarung, am menschlichen Ohr ist er nicht interessiert.
Kontakt
Dr. habil Martin Husemann
Leitung Sektion Hemimetabola & Hymenoptera, Abteilung Wirbellose
Museum der Natur Hamburg, LIB
Tel.: +49 40 238317-620
E-Mail: m.husemann@leibniz-lib.de