„TheMuseumsLab“ vernetzt Museen in Afrika und Europa miteinander

Gemeinsam erkundeten sie beide LIB-Standorte: Hier zeigt der Ornithologe Till Töpfer das Adenauer-Zimmer im Museum Koenig Bonn. © Eva Niephaus

 

Zwei Kontinente sollen näher zusammenrücken: Beim „TheMuseumsLab“ kommen afrikanische und europäische Mitarbeitende aus Museen, wissenschaftlichen wie kulturellen Einrichtungen in direkten Austausch miteinander. Ziel hierbei ist es, gemeinsam Konzepte zu entwickeln, die das beiderseitige Lernen fördern. Gestartet im Jahr 2021, ist seit diesem Jahr auch das LIB als Projektpartner mit dabei.

Ausgewählt aus über 300 Bewerbenden bekommen 26 afrikanische und 28 europäische Stipendiatinnen und Stipendiaten 2022 die Möglichkeit, sich im Rahmen des „TheMuseumsLab“ auf Augenhöhe miteinander auszutauschen. Darüber hinaus engagieren sich über 100 Dozentinnen und Dozenten sowie Mentorinnen und Mentoren innerhalb des Projekts, um die Museumslandschaft auf beiden Kontinenten nachhaltig zu prägen. Perspektivisch sollen die geknüpften Kontakte zu einer engeren Zusammenarbeit führen, die über die Programmlaufzeit hinausgeht. Als Mentorin für das LIB war Marie Rahn, stellvertretende Leiterin der Bildung und Vermittlung am Museum der Natur Hamburg, nun mit von der Partie.

Das Projekt besteht aus mehreren Modulen: Nach einem ersten Kick-Off, gab es im Mai eine Woche lang zahlreiche Online-Vorträge. Hier lag der Schwerpunkt auf der Aufarbeitung der kolonialen Geschichte beider Kontinente und deren Nachwirkungen, die heute noch zu spüren sind. „Es ging darum, sich beispielsweise damit auseinanderzusetzen, wie und welche Sprachen in den Museen benutzt werden, welche wichtigen Perspektiven bis heute fehlen oder die Herkunft der Exponate immer wieder kritisch zu hinterfragen“, sagt Marie Rahn. Danach trafen sich alle Teilnehmenden Mitte Juni in Berlin für eine Woche, um die dortigen Museen zu erkunden sowie sich direkt miteinander auszutauschen. Im Anschluss konnten die Stipendiatinnen und Stipendiaten zwei Wochen lang eine der mitmachenden Institutionen erkunden.

TheMuseumsLab-Fellow Julie Rüter, Projektmanagerin der Prater Galerie in Berlin, wählte das LIB aus. Sie bekam am Museum der Natur Hamburg sowie am Museum Koenig Bonn vielseitige Einblicke in die Ausstellungen, Sammlungen und Forschungsbereiche. Für sie sei es eine sehr spannende Erfahrung gewesen, da sie somit tief in den Aufbau, die Themen und die Wissensvermittlung einer Institution einer völlig anderen Sparte eintauchen konnte: „Gerade die Forschungsbereiche sind hier äußerst komplex und bieten somit große Herausforderungen aber auch viele Möglichkeiten für die Vermittlung. Es wäre spannend zu sehen, wie Künstlerinnen und Künstler an diese Themen herangehen und sie visualisieren würden.“

„Mehr als gerne hätte ich noch einen weiteren Stipendiaten aus Somalia durch unsere Standorte, Hamburg und Bonn begleitet, er scheiterte jedoch an der Bürokratie – er ließ nichts unversucht, bekam aber letztendlich leider kein Visum für einen Aufenthalt in Deutschland. Auch viele andere Fellows aus Afrika hatten damit große Schwierigkeiten. Ich hoffe sehr, dies wird sich in den kommenden Jahren endlich ändern“, stellt Marie Rahn klar. „Mohamed Hussein Abdi vom Nationalmuseum Somalias konnten wir somit leider nur online kennenlernen, er überlegt nun, sich im nächsten Jahr erneut zu bewerben.“

In diesem Jahr geht „TheMuseumsLab“ mit einem zweiwöchigen Workshop in Kapstadt für die Stipendiatinnen und Stipendiaten und einem letzten Online-Event im November zu Ende. Sowohl das Projekt als auch die Beteiligung des LIB sollen auch in den folgenden Jahren fortgesetzt werden.

 

Kontakt:
Marie Rahn
Stellvertretende Leitung Abteilung Wissenschaftliche Bildung & Vermittlung & Besuchermanagement
Museum der Natur Hamburg
Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels
+49 40 238317-918
m.rahn@leibniz-lib.de

 

Kick-off event:

Im Museum der Natur Hamburg erkundeten Marie Rahn und Julie Rüter in der ersten Woche gemeinsam mit weiteren „Fellows“ die zoologische Ausstellung…
…sie bekamen hier Einblicke in die speziellen Themen und Vermittlungswege, die naturkundliche Museen mit sich bringen. Natürlich besuchten sie auch die Ausstellungen der Geologie-Paläontologie und Mineralogie.
Julie Rüter schaute auch in die Sammlungen des Museum der Natur Hamburg: Hier zeigt ihr Ornithologe Nicholas Friedman Exemplare aus der Vogelsammlung. Weitere Stationen waren Administration, Bildung und Vermittlung, Besuchendenforschung und in der Krebstier-Sammlung. Anlässlich des Tags der offenen Tür ergaben sich noch weitere Einblicke in die LIB-Sammlungen.
Auch am Museum Koenig Bonn blickten sie in die ornithologische Sammlung des LIB…
…und schauten über die Sammlungen hinaus auch in die Labore in Bonn.
Während der Exkursion nach Bonn standen auch weitere Museen auf dem Plan. Wie hier zum Beispiel das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln, wo die Benin-Bronzen ausgestellt sind, die im Zuge der Kolonialisierung nach Köln kamen und nun zurück nach Afrika sollen.
Zusammen mit Profi-Tänzerinnen und -Tänzern aus Afrika ging es auf die „Decolonycities Tour“ mit dem Schiff durch Hamburg: hier an den Landungsbrücken, vor der Elbphilharmonie.

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