Unser Schatz des Monats: Der Struvit
Das Typenmaterial des Struvits wurde in Hamburg im 19. Jahrhundert gesammelt. © LIB, Peters
Wenn manche Tiere Pech haben, kommt unser Schatz des Monats sogar in ihren Körpern vor: Der Struvit ist auch als Nieren- oder Harnstein bekannt. In der Natur entsteht er in torfhaltigen Böden, in Kombination mit Exkrementen. Erstmals im 19. Jahrhundert in Hamburg entdeckt, liegt in der mineralogischen Sammlung am LIB Typenmaterial des Minerals. Künftig könnte er in synthetischer Form eine große Bedeutung für die Landwirtschaft bekommen.
Eigentlich bildet der Struvit bis zu drei Zentimeter große, sargförmige, weiße oder gelb-bräunliche Kristalle. Mit der Zeit dehydrieren sie an der Luft allerdings, verlieren dadurch einen Anteil Kristallwasser und laufen als Folge weiß an. Nur wenn die Exemplare luftgeschützt gelagert werden – wie in der Ausstellung der Mineralogie des Museums der Natur Hamburg – bleiben die klaren Kristalle erhalten. Weltweit wurde er bereits an mindestens 45 verschiedenen Standorten gefunden, unter anderem in Australien, am Westkap Afrikas und in den USA.
Die Ausstellungsstücke sind in der Ausstellung durch eine Glasglocke geschützt. © LIB, Steinkröger
Erstmals fanden ihn Archäologen an der St. Nikolai Kirche in Hamburg 1846. Von Georg Ludwig Ulex, einem Chemiker und Politiker, beschrieben – wurde er nach Heinrich von Struve benannt, einem der Mitbegründer des Naturhistorischen Museums in Hamburg. Auch in der Sammlung der Mineralogie am Museum der Natur Hamburg finden sich Struvite, die an der St. Nikolai Kirche Mitte des 19. Jahrhunderts gesammelt wurden. Insbesondere die Typenexemplare – also die ersten Exemplare des Minerals, die von Ulex beschrieben wurden – sind ein besonderer Schatz der Sammlung, findet auch Dr. Stefan Peters, Leiter der Mineralogie des Museums der Natur Hamburg.
Struvit bildet sich oft an Torf, wie dieser Fund an der Hamburger Nikolai Kirche zeigt. © LIB, Steinkröger
„Ich freue mich sehr, dass wir den Struvit als Schatz des Monats haben, weil er perfekt für unsere Geschichte in Hamburg steht: Er wurde nicht nur hier gefunden, sondern auch nach einer bedeutenden Persönlichkeit für die Anfänge unserer Sammlung benannt. Höchstwahrscheinlich konnten Besucherinnen und Besucher des Naturhistorischen Museums das Mineral schon bewundern.“, fasst Peters zusammen.
Hier im Torf zu sehen: ein dehydrierter Struvit. © LIB, Steinkröger
Der Struvit besteht zu gleichen Teilen aus Ammonium, Magnesium sowie Phosphat und sechs Teilen Kristallwasser. Insbesondere der Phosphatanteil des Minerals ist für die professionelle ökologische Landwirtschaft hoch interessant: Synthetisch hergestellt könnte es als Ersatzdünger eingesetzt werden, da die weltweiten Phosphorreserven nach Schätzungen von Expertinnen und Experten in etwa 50 bis 100 Jahren ausgebeutet sein werden. Da die Stoffe aus Abwässern gewonnen werden, ist er ein wahrer Recyclingschatz, der im wahrsten Sinne des Wortes „Scheiße zu Gold“ macht.