Unser Schatz des Monats: Der Afrikanische Krallenfrosch

© LIB, Flecks

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Er hat das Potential, fast halb Europa zu erobern: Der Afrikanische Krallenfrosch, Xenopus laevis, stammt ursprünglich aus dem südlichen Afrika. Die Art wurde in der Vergangenheit als Schwangerschaftstest und Modelorganismus für verschiedene Forschungsbereiche genutzt, was dafür sorgte, dass entkommene oder gar ausgesetzte Krallenfrösche invasive Populationen auf vier weiteren Kontinenten etablieren konnten. Mittlerweile gibt es mehrere Populationen in Frankreich, Italien und Portugal.

In den dortigen Ländern richtet die nicht-einheimische Art als Nahrungskonkurrent und Fressfeind großen Schaden an. Zudem gilt der Krallenfrosch als Überträger des für Amphibien tödlichen Chytridpilzes (Batrachochytrium dendrobatidis), der neben der Habitatzerstörung eine der Hauptursachen des weltweiten Amphibiensterbens ist.

Zwei Millionen Quadratkilometer in Europa eignen sich für den Krallenfrosch als Lebensraum, das ist knapp die Hälfte des gesamten Kontinents. Zumindest in Frankreich scheinen eingeschleppte Tiere bereits Anpassungen an das dortige Klima entwickelt zu haben und sind dort stark auf dem Vormarsch. Lokal können sie sehr hohe Dichten erreichen – von mehreren tausend Tieren pro Gewässer. Möglich wird dies, da die erwachsenen Tiere nahezu alles fressen, was sie bewältigen können. Sogar ihre eigenen Larven dienen als Nahrung, die selbst von Algen leben. Damit können Krallenfrösche die Nahrungskette sozusagen kurzschließen und sich ihre eigene Nahrungsquelle schaffen.

Die Frösche leben nahezu ausschließlich im Wasser. Damit sind ihre Rufe auch für uns nicht gut hörbar. Der Kenntnisstand über die Verbreitung der Art in Deutschland oder anderen europäischen Ländern ist damit lückenhaft. Einmal etabliert ist es nur mit sehr viel finanziellem Aufwand möglich, ihre weitere Ausbreitung einzudämmen.

Im Rahmen des von BiodivERsA und durch die DFG geförderten INVAXEN-Projekts (INVAsive biology of XENopus laevis in Europe: ecology, impact and predictive models) konnten durch Laborversuche die kritischen Minimal- und Maximal-, sowie Optimaltemperaturen ermittelt werden, unter denen der Frosch überleben kann. Unter Berücksichtigung der physiologischen Eigenschaften wurde dann die potenziell mögliche Verbreitung in Europa vorhergesagt. Solche innovativen Ansätze erlauben es uns, sehr detaillierte Prognosen für den Natur- und Artenschutz zu erstellen.

INVAXEN ist ein integratives Projekt welches ökologische Forschung, Molekulargenetik und makroökologische Ansätze kombiniert um die Ökologie sowie das Verbreitungsmuster und Invasionspotential des Afrikanischen Krallenfrosches (Xenopus laevis) zu untersuchen. Beteiligt sind Arbeitsgruppen aus Südafrika, Belgien, Italien, Frankreich und Portugal.

 

Mehr Informationen:
Ginal, P., M. Mokhatla, N. Kruger, J. Secondi, A. Herrel, J. Measey, and D. Rödder. 2021. Ecophysiological models for global invaders: Is Europe a big playground for the African clawed frog? Journal of Experimental Zoology – Part A: Ecological and Integrative Physiology 2020: 158-172.
Link: https://doi.org/10.1002/jez.2432

Ginal, P., F. D. Moreira, R. Marques, R. Rebelo, and D. Rödder. 2021. Predicting terrestrial dispersal corridors of the invasive African clawed frog Xenopus laevis in Portugal. NeoBiota 64: 103–118.
Link: https://doi.org/10.3897/neobiota.64.60004

Courant, J., S. Vogt, R. Marques, J. Measey, J. Secondi, R. Rebelo, A. De Villiers, F. Ihlow, C. De Busschere, T. Backeljau, D. Rödder and A. Herrel. 2017. Are invasive populations characterized by a broader diet than native populations? The case study of an invasive anuran. PeerJ 5:e3250.
Link: https://peerj.com/articles/3250/

 

Kontakt:
Dr. Dennis Rödder
Kurator Herpetologie
+49 228 9122-252
d.roedder@leibniz-lib.de

Philipp Ginal
Doktorand Herpetologie
philipp.ginal@gmx.de

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