LIB-Forscher beschreibt neue Raubschneckenart von Rhodos

© Konstantinos Kalaentzis

 

Zwei griechische Inseln, zwei unterschiedliche Raubschnecken: Bernhard Hausdorf beschrieb eine Raubschnecke von Rhodos, die bislang irrtümlicherweise mit einer Art von Kreta zusammengefasst wurde. Die Grundlage dafür lieferte Konstantinos Kalaentzis, der die Art erstmalig lebend finden und fotografieren konnte. Er teilte seinen Fund auf „iNaturalist“ – einer Online-Plattform für Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler.

Kalaentzis, ein lokaler Biologe, hat als erster ein lebendes Tier der Art auf Rhodos beobachtet. Auf sein Foto des Tiers wurde LIB-Forscher Prof. Dr. Hausdorf, Sektionsleiter Mollusca am Standort Hamburg, auf einer Online-Plattform aufmerksam: Auf „iNaturalist“ können Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler Bilder von Pflanzen und Tieren inklusive deren Fundorte posten. Hausdorf hilft auf dem Portal als Experte für Mollusken bei der Artbestimmung.

Die Vertreter der Daudebardiinae, zu der die neue Art gehört, sind seltene Halbnacktschnecken, die nur ein Gehäuserudiment besitzen, unterirdisch leben und sich vor allem von Regenwürmern ernähren. Von der Insel Rhodos waren bisher nur die rudimentären Gehäuse eines Vertreters dieser Gruppe bekannt. Da die auf Kreta vorkommende Art sehr ähnliche Schalen besitzt, wurden die Funde von Rhodos bislang mit dieser zusammengefasst.

Als Hausdorf auf das Foto der seltenen Halbnacktschnecke von Kalaentzis gestoßen ist, machte er ihn auf die Bedeutung des Fundes aufmerksam. Daraufhin sendete ihm sein griechischer Kollege ein konserviertes Tier für eine Untersuchung der Anatomie und der Genetik zu. Durch die Untersuchungen konnte Hausdorf die neue Art, die Rhodische Raubschnecke Libania rhodia, einerseits anhand von Unterschieden an den Genitalien sowie andererseits mithilfe der DNA-Sequenzen, klar von der ähnlichen Kretischen Raubschnecke Lotharia cretica unterscheiden.

Ein datierter Stammbaum basierend auf den DNA-Sequenzen deutet darauf hin, dass die Aufspaltung der Rhodischen und der Kretischen Raubschnecke bereits im Miozän erfolgt ist: „Beide Arten gehen auf einen Vorfahren zurück, der die Inseln von Osten aus erreichte. Die Aufspaltung der beiden Arten fand wahrscheinlich vor der Bildung des mittelägäischen Grabens statt, der Kreta von den östlichen Ägäischen Inseln und Anatolien getrennt hat.“, fasst Hausdorf zusammen.

In einem neuen Forschungsartikel in Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research sind die Ergebnisse publiziert.

Kontakt:

Prof. Dr. Bernhard Hausdorf
Sektionsleiter Mollusca
Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels – Standort Hamburg
Tel.: +49 40 42838-2284
E-Mail: hausdorf@zoologie.uni-hamburg.de

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