Unterschiedliche Fress-Vorlieben von Männchen und Weibchen dreier Sonnenstrahlfischarten verringern die Konkurrenz ums Nahrungsangebot
Nahrungsvorlieben und Vorkommen der drei verschiedenen Telmatherina Arten („Rundflosser“).
Geschlechtsdimorphismen bei Sonnenstrahlfischen reduzieren vermutlich den Wettbewerb um ökologische Ressourcen und vermeiden so innerartliche Konkurrenz.
Auf der indonesischen Insel Sulawesi lebt die kleine Gruppe der „Rundflosser“. Hier handelt es sich um drei Fischarten, die innerhalb der adaptiven Radiation der Sonnenstrahlfische evolvierten. Die drei Arten weisen spezifische Anpassungen an unterschiedliche Beute und verschiedene Habitate in ihrem Lebensraum auf, besetzen also ihre eigene ökologische Nische. Seit einigen Jahren wissen wir, dass sich die Biologie und Ökologie der Rundflosser nicht nur zwischen den Arten unterscheidet, sondern auch zwischen den Geschlechtern innerhalb einer Art. So fressen die Weibchen einer Art beispielsweise deutlich mehr Insekten, wohingegen Männchen deutlich mehr Schnecken zu sich nehmen.
Diese Studie sollte herausfinden, ob sich diese ökologischen Unterschiede auch in der Morphologie der Fische bemerkbar machen. Dafür sind drei ökologisch relevante Kopfstrukturen genauer betrachtet worden: der Kiemendeckel, der „pharyngeale Kieferapparat“ zum Zermahlen der Nahrung und die Mundhöhle. Wir konnten zeigen, dass sich diese Strukturen zwischen den Geschlechtern signifikant unterscheiden. Je stärker sich die Geschlechter in ihrer ökologischen Anpassung unterscheiden, desto stärker sind auch die morphologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Diese Geschlechtsdimorphismen stellen wahrscheinlich Anpassungen an die jeweiligen ökologischen Nischen der Geschlechter dar. Durch die Möglichkeit, unterschiedliche Nahrung zu nutzen, verringert sich der Wettbewerb um Beute und Habitat innerhalb einer Art und damit die innerartliche Konkurrenz um ökologische Ressourcen. Diese geschlechtliche Differenzierung könnte es neu entstehenden Arten ermöglichen, sich in ihrem Lebensraum besser zu etablieren.