„Regenwald-Verbrauchertisch“ – ein neues Ausstellungsmodul im Museum Koenig

Corinna Seibt, Kurator für die Regenwaldausstellung im Museum Koenig, erläutert die Funktionen des Verbrauchertisches.
Personen zu sehen (v.l.n.r.): Corinna Seibt, Christiane Overkamp, Prof. Dr. Bernhard Misof, Frank Griesel, Helmut Stahl

          ©Sabine Heine

 

Wie können wir unser Klima und die Biodiversität schützen? Das sind die brennenden Fragen unserer Zeit. Auch der tropische Regenwald brennt – jedes Jahr werden weltweit fast 160.000 Quadratkilometer Regenwald vernichtet, das entspricht fast der Hälfte der Fläche von Deutschland. Ein neues multimediales und interaktives Ausstellungsmodul im LIB Museum Koenig stellt nun auf anschauliche Weise die Bezüge zwischen unserem eigenen alltäglichen Konsumverhalten und der Regenwald-Zerstörung her: Am „Regenwald-Verbrauchertisch“ können Besucherinnen und Besucher spielerisch erkunden, wie unsere täglichen Entscheidungen für die nächste Mahlzeit oder beim Griff ins Supermarktregal den Zustand der tropischen Regenwälder beeinflussen. Realisiert wurde das neue Ausstellungsmodul dank der Förderung durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen und die Alexander-Koenig-Gesellschaft e.V.

Tagtäglich brennt und fällt artenreicher tropischer Regenwald – in Südamerika, Afrika und Asien. Jede Minute schwinden 42 Fußballfelder Wald. Eine der Hauptursachen für die Regenwald-Zerstörung ist beispielsweise der hohe Fleischkonsum in den Industrieländern, also auch hier in Europa bzw. Deutschland. Insbesondere im Amazonasgebiet werden riesige Flächen Regenwald gerodet – zur Gewinnung von Weideland für Rinder, deren Fleisch in alle Welt exportiert wird, und zur Schaffung von Anbauflächen für Soja, das als „Kraftfutter“ in den hiesigen Mastbetrieben an Schweine, Rinder und Hühner verfüttert wird und so der industriellen Fleischproduktion dient.

Ein neues, multimediales und interaktives Ausstellungsmodul im LIB Museum Koenig lädt Besucherinnen und Besucher jetzt ein, am gedeckten „Regenwald-Verbrauchertisch“ Platz zu nehmen und die bereit gestellten Gegenstände durch Berührung „zum Leben zu erwecken“. Über ein Auswahlmenu können sie entscheiden, welche Mahlzeit auf den Teller und welches Heißgetränk in die Tasse kommt oder aus welchem Holz ihr Schneidebrett geschnitzt sein soll. Mittels Projektion erscheint die gewählte Alternative virtuell auf dem dreidimensionalen Gegenstand am Tisch. Zur visuellen Abrundung kommt in animierten Bildern beispielsweise noch ein Klecks Ketchup mit auf den Fleischteller XXL oder wird das Steak vom regionalen Bio-Rind mit einer Prise Kräutersalz bestreut.

Welchen Einfluss die von den Besuchenden gewählte Alternative auf den tropischen Regenwald hat, wird gleichzeitig unmittelbar in der Mitte des Tisches sichtbar, wo sich als dreidimensionale Projektionsfläche das Kronendach eines Regenwaldes erhebt, der sich darunter im Tischsockel als reales Miniaturmodell fortsetzt. Wurde eine regenwaldschonende Wahl getroffen erstrahlt dort weiter das sattgrüne Kronendach, über das die Papageien fliegen. Wurde eine regenwaldschädliche Alternative gewählt, ertönen Kettensägen und der Regenwald beginnt zu schwelen und schließlich zu brennen. Zur vertiefenden Auseinandersetzung mit den Zusammenhängen, die die ausgewählte Alternative zu einem regenwaldschädlichen oder regenwaldschonenden Produkt machen, liefert ein Infofeld erläuternde Texte, Bilder und Videos. Im Sinne des Edutaining vermittelt der „Regenwald-Verbrauchertisch“ auf diese Weise gleichzeitig unterhaltsam und lehrreich, wie wir mit unserem  eigenen Konsumverhalten zur Zerstörung oder auch zum Erhalt der tropischen Regenwälder beitragen können.

„Der Verbrauchertisch ist ein wunderbares Instrument, mit dem wir im wahrsten Sinne des Wortes begreifen, wie sich unser Konsumverhalten auf den empfindlichen Lebensraum Regenwald auswirkt“ erläutert Viktor Haase, Vertreter des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen bei der offiziellen Einweihung des Ausstellungsmoduls. Finanziert wurde der „Regenwald-Verbrauchertisch“ über eine Förderung durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen und die Alexander-Koenig-Gesellschaft e.V. (AKG), die sich als Projektträger mit 20% an der Finanzierung beteiligt hat.

„Die spielerische Vermittlung von Wissen, bei der man auch direkt erfährt, wie man sein Verhalten ändern kann, wird vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Klima- und Umweltveränderung immer wichtiger“, sagt Christiane Overkamp, Geschäftsführerin der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen. „Durch die Förderung des Projektes hat die Stiftung ein zentrales und originelles Modul der neuen Regenwald-Ausstellung ermöglicht, die uns als Fördergesellschaft des Museums besonders am Herzen liegt“ freut sich Helmut Stahl, Präsident der AKG. Der Direktor des LIB Museum Koenig, Prof. Dr. Bernhard Misof, dankt der Stiftung und der AKG: „Wir sind sehr froh, dass die Förderung die Realisierung dieses innovativen Ausstellungsmoduls, mit dem wir unserem Bildungsauftrag als Museum zeitgemäß gerecht werden können, möglich gemacht hat.“

Der „Regenwald-Verbrauchertisch“ steht zurzeit als Sonderstation im 1. Stock des Museum Koenig für die Besuchenden bereit und wird zukünftig Teil der zurzeit noch im Aufbau befindlichen Dauerausstellung „Regenwald“ sein.

© über Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels, Museum Koenig, Bonn

 

Blick auf den Regenwald-Verbrauchtisch

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